US-Pharmariese Merck schluckt Wiener Impfstoffentwickler Themis
Von Anita Staudacher
Wieder einmal schlug ein globaler Pharmakonzern in Östereich zu. Der US-Pharmariese Merck, dessen Impfstoffentwicklungs-Tochter in Europa unter MSD firmiert, übernimmt das Wiener Biotech-Unternehmen Themis. Themis mit Sitz in Wien-Döbling hat sich auf Impfstoffe und Immunmodulationstherapien für Infektionskrankheiten und Krebs fokussiert und ist auch Teil eines Konsortiums zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen COVID-19. Im Rahmen der Vereinbarung wird MSD mittels einer Tochtergesellschaft Themis übernehmen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Die Übernahme soll die Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffkandidaten von Themis beschleunigen, heißt es in der Aussendung. Der Impfstoffkandidat befindet sich derzeit in der präklinischen Entwicklung und die klinischen Studien sollen zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr 2020 beginnen. Merck hat erst im Vorjahr einen Impfstoff gegen Ebola in die EU-weite Zulassung gebracht.
Bereits Kooperationspartner
Die beiden Unternehmen kooperieren bereits seit längeren bei der Entwicklung eines Impfstoffkandidaten mit Hilfe der Masernvirus-Vektor-Plattform auf. Die Plattform basiert auf einen Vektor, der ursprünglich von Wissenschaftlern des Institut Pasteur, einem weltweit führenden Forschungsinstitut für Impfstoffe, entwickelt wurde. Dieser wurde für ausgewählte virale Indikationen exklusiv an Themis lizenziert.
Themis-Gründer und CEO Erich Tauber, der weiter an Bord bleibt, freut sich über den Deal: "Wir spielen jetzt in einer anderen Liga", sagt er in einer ersten Stellungnahme zum KURIER. "Wir freuen uns darauf, ein Teil von MSD zu werden und unsere Stärken zu vereinen, um zügig Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 sowie zukünftige drohende Pandemien zu entwickeln.“ Mit einem so großen Partner könne auch sichergestellt werden, dass der Impfstoff auch in ausreichender Menge produziert werden kann.
Impfstoff für alle
Tauber betont, dass MSD einen COVID-19-Impfstoff nicht nur den USA, sondern weltweit zur Verfügung stellen wird. Die Preisgestaltung soll es ermöglichen, ihn allen zugänglich zu machen, die ihn benötigen, einschließlich Ländern mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen, je nach medizinischem Bedarf.
Teil des Corona-Konsortiums
Im März 2020 hat Themis mit dem Institut Pasteur und dem Center for Vaccine Research an der University of Pittsburgh ein Konsortium geschlossen, um einen Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 zur Prävention von COVID-19 zu entwickeln. Dieses Projekt wird durch die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) finanziell unterstützt. In der Entwicklungs-Pipeline von Themis befinden sich auch Impfstoffe gegen tropische Infektionskrankheiten wie Chikungunya, Zika oder Lassa.
Prominente Investoren
Das Unternehmen sammelte im Vorjahr Investorengelder in Höhe von 140 Mio. Euro ein. Unter den Themis-Investoren sind der vom Österreicher Walter Stockinger gegründete skandinavische Hadean Venture Fonds, der staatliche britische Investment-Fonds „Innovate UK“. Im Vorjahr erhielt Themis 10 Millionen Euro vom New Yorker „Global Health Investment Fund“ (GHIF), der unter anderen von JP Morgan Chase & Co. und der Bill & Melinda Gates Foundation gespeist wird.