Wirtschaft

Trump und Inflation gefährden Weltwirtschaft

Analyse. Die Weltkonjunktur ist derzeit robust und sollte es auch bleiben. Geht es nach Michael Heise, Chefvolkswirt des deutschen Versicherungskonzerns Allianz SE, gibt es nur zwei ernste Gefahren, die den Wirtschaftsaufschwung beenden könnten: Donald Trump und die steigende Inflation.

In allen Regionen der Welt wächst die Wirtschaft so stark wie seit Jahren nicht mehr. In Europa, Asien und den USA soll es zwar 2019 zu einem etwas geringerem aber immer noch beträchtlichem Wachstum kommen. Einer der Treiber ist der anziehende globale Warenhandel, und genau hier könnte es Probleme geben.

Erster Rückfall seit Jahrzehnten

„Protektionismus halte ich derzeit für die größte Gefahr“, sagt Heise. Sollte sich der von US-Präsident Donald Trump losgetretene Handelsstreit zwischen den USA, China und Europa zu einem Handelskrieg ausweiten, würden neben Zöllen wohl bald auch Steuern auf importierte Produkte eingehoben sowie Investitionsgenehmigungen nötig werden und es zu Restriktionen bei Geschäftstätigkeiten kommen. Das wäre erstmals seit Jahrzehnten ein Rückfall, Heise hofft, dass die Regierungen den Handelsstreit nicht eskalieren lassen.

Die steigende Inflation – im Mai lag sie in Österreich bei 1,9 Prozent – ist laut Heise das zweite große Risiko für die globale Konjunktur. Würde diese kräftig anziehen, wäre es mit dem Wachstum vorbei. Die Kaufkraft würde sinken, die Kosten für Unternehmen steigen und die Notenbanken müssten regulierend eingreifen, was in der Regel zu einer pessimistischen Stimmung bei Konsumenten und Unternehmern führe. „Das Ende eines aufsteigenden Zyklus wird nicht selten durch Inflation beendet“, warnt Heise.

Haushaltsdisziplin

Den Brexit sieht er dagegen nicht als Gefahr, auch nicht die neue Regierung in Italien, die durch teure Wahlzuckerl international Wellen geschlagen hat. Die populistische Koalition aus der 5-Sterne-Bewegung und der Lega Nord werde zwar versuchen, ein paar Projekte ihres Regierungsprogramms durchzusetzen, Wirtschaftsminister Giovanni Tria habe aber angekündigt, den Weg des Schuldenabbaus nicht zu verlassen. Die Wahlversprechen der Regierung hätten das italienische Defizit um sechs bis sieben Prozent erhöht.

Thomas Pressberger