Wirtschaft

562.500 Arbeitslose: Wenn das AMS zum Wartesaal wird

Die drastischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den heimischen Arbeitsmarkt haben sich bereits abgezeichnet, jetzt liegen die Monatsdaten vor: Gegenüber dem Vorjahr gab es im März ein Plus von 52 Prozent auf 562.600 Arbeitslose – der mit Abstand höchste Wert in der Zweiten Republik. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition kletterte um 4,7 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent, ebenfalls ein Rekordwert. Die Beschäftigung ging nach vielen Jahren erstmals wieder zurück – um 150.000 auf 3,6 Millionen.

Seit Ausbruch der Corona-Krise meldeten sich knapp 200.000 Arbeitslose zusätzlich beim AMS, 62.000 davon kamen aus dem Tourismus. Aus den AMS-Daten lassen sich vor allem folgende Erkenntnisse ablesen:

- Höhepunkt nicht erreicht

In den nächsten Wochen erwartet AMS-Vorstand Johannes Kopf einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Nicht in allen Fällen seien Kündigungen der Grund: Sonst sei im März der Saisonstart für die Landwirtschaft, Gärtnereien und in der Bauwirtschaft. Heuer nicht: „Jetzt fangen sehr viele Menschen nicht mit der Arbeit an“, sagte Kopf in der ORF-ZiB2. Solange die Corona-Maßnahmen aufrecht sind, gebe es keine Entwarnung. Viele Betriebe haben voller Hoffnung den März irgendwie geschafft, werden im April aber zum Handeln gezwungen sein. Schließlich sind auch Kündigungsfristen einzuhalten.

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- Kurzarbeit dämpft

Ohne die neue Corona-Kurzarbeit wäre die Arbeitslosigkeit geradezu explodiert. Laut Arbeitsministerin Christine Aschbacher wurden bis dato 250.000 Beschäftigte zur Kurzarbeit angemeldet. Bis Mittwochabend gingen 13.000 Kurzarbeitsanträge beim AMS ein, es dürften noch viele weitere folgen. Der Rückstau ist groß: Laut Kopf sind bis dato erst 1.500 Anträge bewilligt, obwohl 500 AMS-Mitarbeiter im Einsatz sind (davor waren es 20).

- Sorgenkind Tourismus

Mehr als 62.000 zusätzliche Arbeitslose kommen aus der Hotellerie und Gastronomie. Allein in Tirol hat sich durch das abrupte Aus der Wintersaison die Zahl der Vorgemerkten in zwei Wochen mehr als verdreifacht (+218 Prozent), in Salzburg lag der Anstieg bei 142 Prozent. Da es im Tourismus am längsten dauern wird, bis die Krise vorbei ist, entwickelt sich die Branche mit zuletzt gut 260.000 Beschäftigten zum Sorgenkind.

- Wiedereinstellzusagen

Um ihr Personal nicht ganz zu verlieren, kündigen viele Betriebe mit Wiedereinstellzusage. Jeder fünfte vorgemerkte Arbeitslose verfügt über eine solche. Ob die Zusagen eingehalten werden, wird auch von der Dauer der Corona-Maßnahmen abhängen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut geht in Szenario-Rechnungen von einem Shutdown-Ende mit Ende April aus, sodass sich die Situation über den Sommer normalisiert. „Es könnte eine Ausnahmesituation sein, die nach relativer kurzer Zeit in eine normale Zeit übergeht“, hofft Arbeitsmarktexperte Helmut Mahringer.

- Personal gesucht

Es gibt trotz Krise auch noch 60.000 offene Jobs. Das AMS vermittelt derzeit vor allem in versorgungskritische Bereiche wie die Landwirtschaft. Und der Lebensmittelhandel sucht Personal. Werden die aktuellen Einschränkungen zurückgefahren und die Wirtschaft läuft wieder an, wird auch wieder vermehrt eingestellt.

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