Wirtschaft

Post-Leiharbeiter: Gewerkschafter nach Bundesheer-Anrufung wütend

Wie viel die Österreichische Post der Corona-Einsatz des Bundesheeres kosten wird, ist noch offen. Die Hilfe wird wohl teuer, so viel steht fest. Laut Belegschaftsvertretung hätte es allerdings nie so weit kommen dürfen. "Wir haben jahrelang immer Nein gesagt zu Leiharbeitern", erklärte Helmut Köstinger, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Post-und Fernmeldebediensteten (GPF).

Am Mittwoch übernahm das Bundesheer den Betrieb im Logistikzentrum Hagenbrunn in Niederösterreich, am (heutigen) Donnerstag sollte dies auch im Verteilzentrum Inzersdorf im Süden Wiens passieren. Nach zahlreichen Coronavirus-Infektionen bei dort von der Post beschäftigten Zeitarbeitnehmern hatte das Unternehmen offiziell um diese "Unterstützungsleistung" angefragt.

Nicht extra abgegolten

Seit Beginn der Coronakrise hat das Bundesheer auch schon im Lebensmittelhandel ausgeholfen, Soldaten waren da vor allem in den Warenlagern tätig. "Eine knappe Million" Euro haben die Supermarktketten laut Bundesheer-Sprecher Michael Bauer dafür bezahlen müssen. Abgerechnet wird im Nachhinein, je nachdem wie viele Arbeitsstunden angefallen sind, auf Basis von Leistungskatalogen. Grundwehrdienern wird der Einsatz übrigens nicht extra abgegolten, sie erhalten ihre reguläre Vergütung.

Weder bei der Post AG noch beim Heer will man derzeit Prognosen zu den Kosten abgeben. "Wir gehen nach ersten Schätzungen davon aus, dass sich die Betriebskosten (am Standort; Anm.) verdoppeln werden", sagte Post-Sprecher Markus Leitgeb. "Für uns war im ersten Moment wichtig, dass der Betrieb aufrecht bleibt. Wie die Modalitäten genau sind, das klären wir laufend ab."

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Keine Rolle spielt die Frage, wie hoch die Rechnung ausfällt, für die Gewerkschaft. "Ob das viel oder wenig kostet, ist mir wurscht. Uns geht es darum, die eigenen Menschen zu schützen", sagte der GPF-Bundesvorsitzende Köstinger. Der Einsatz des Bundesheeres sei praktisch alternativlos. Untragbar für ihn aber ist der hohe Anteil von Leiharbeitskräften an den betroffenen Standorten, über den der Vorstand die Personalvertretung noch dazu im Unklaren gelassen habe.

Die Post beschäftige von rund 20.000 Mitarbeitern zwar nur 300 bis 500 Zeitarbeitnehmer, in Hagenbrunn und Inzersdorf seien es zuletzt aber jeweils 50 Prozent der Belegschaft gewesen, klärte Köstinger auf. "Im Vorjahr hat der Vorstand argumentiert, dass man beim Hochfahren von Hagenbrunn Leiharbeiter braucht, weil man nicht so schnell die Arbeitskräfte bekommt. Aber jetzt haben wir 500.000 Arbeitslose - da habe ich null Verständnis dafür!", ärgerte er sich nach "Krisengesprächen" mit dem Management.

Prekäre Arbeitsverhältnisse

Seit Jahren schon würden Köstinger und seine Kollegen für den Aufbau von mehr Eigenpersonal werben. "Wir sind gesprächsbereit für das Weihnachtsgeschäft und auch sonst zur Spitzenabdeckung. Da lassen wir uns Leiharbeit einreden." Die Sache jetzt sei der Post aber "entglitten", und man müsse einen Schnitt machen: "Wir haben gesehen, dass es mit Leiharbeitsfirmen nicht geht. Wir sehen ja die prekären Arbeitsverhältnisse dort." Als Gewerkschaft müsse man diesen Unternehmen "verstärkt draufsteigen. Das werden wir jetzt auch machen".

Ganz ohne Zeitarbeitnehmer werde es aber auch nicht gehen, wenn das Bundesheer seine Arbeit in Hagenbrunn und Inzersdorf erledigt hat. "Zur Überbrückung" werde man wieder auf die überlassenen Mitarbeiter zurückgreifen müssen, gab sich Köstinger realistisch. Doch schon jetzt werde intensiv neues Personal angeworben, das diese dann mittel- und langfristig ersetzen soll. "Dafür habe ich auch die Zusage des Vorstandes", sagte Köstinger der APA.

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