Wirtschaft

Opiumschwemme durch Taliban-Regime befürchtet

85 Prozent des weltweiten Opiums, dem Grundstoff von Heroin, stammen aus Afghanistan. Die Machtübernahme der Taliban könnte nun zu einer erneuten Ausweitung des Rauschgiftangebots führen. Auch nach Europa wird die Droge exportiert. Der Opiumanbau ist eine große Einnahmequelle des radikalislamistischen Regimes.

Die Taliban können nämlich beim Anbau, beim Handel und bei der Herstellung Gebühren verlangen. Diese Einnahmen sind durchaus wichtig, da internationale Hilfsgeldzahlungen nach der Machtübernahme eingestellt wurden. Auch auf afghanische Währungsreserven im Ausland hat das Regime aktuell keinen Zugriff.

Auch die Bevölkerung profitiert von dem Drogenanbau: Laut der Zeit sichern sich rund eine Viertelmillionen Einwohner Afghanistans mit dem Opiumanbau ihr Einkommen.

Zweifel an Drogenanbauverbot

Rund um die Jahrtausendwende wurde unter dem ersten Taliban-Regime noch ein Verbot verhängt, Schlafmohn anzubauen und diesen zu Heroin zu verarbeiten. Es gilt jedoch laut Experten als unwahrscheinlich, dass die Islamisten den Opium-Anbau erneut verbieten werden, wie die WirtschaftsWoche zitiert. Die Taliban würden Konflikte mit der ländlichen Bevölkerung und den Bauern vermeiden wollen.

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In den letzten Jahren kam es außerdem zu einer beachtlichen Ausweitung der Anbaufelder. Afghanische Mohnbauer waren eindeutige Pandemiegewinner. 2020 brachte ihnen einen Zuwachs von 37 Prozent im Schlafmohn-Anbau. Laut dem World Drug Report 2021 der Vereinten Nationen kommen 85 Prozent des weltweit vertriebenen Opiums aus Afghanistan. An zweiter Stelle folgt Myanmar mit nur 5,5 Prozent, der Rest verteilt sich auf andere Länder.

Warnung vor weiterem Ausbau 

Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, warnte vergangene Woche gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass die Taliban den Drogenanbau in Zukunft weiter ausbauen und nicht zurückfahren könnten. „Der Drogenanbau war und ist eine der zentralen Einnahmequellen der Taliban“, ergänzte die Politikerin.

Die Taliban selbst sagten wiederum bei ihrer ersten Pressekonferenz in Kabul, dass sie die Produktion von Rauschgift in Afghanistan in Zukunft unterbinden wollen. Laut dem russischen Afghanistan-Experten Andrej Serenko sei dies jedoch nur eine PR-Kampagne, äußerte er sich gegenüber dem „Deutschlandfunk“.