Neue ÖBAG-Chefin Hlawati will "Neustart" für Staatsholding
Die Staatsholding ÖBAG bekommt mit Edith Hlawati per Februar eine neue Chefin. Sie löst Interimsvorständin Christine Catasta ab, die einsprang, nachdem Thomas Schmid wegen kompromittierender Chats vorzeitig abtreten musste. Mit Hlawati soll nun eine Corporate Governance nach internationalem Standard in die ÖBAG einziehen, Ziel ist ein "Neustart". Ein "erweiterter Vorstand" wird installiert, Hlawati wollte zwei Executive Directors. Das werden Carola Wahl und Robert Stajic.
Die Anwältin kennt die Staatsholding und deren Aufgabengebiete sowie Beteiligungsunternehmen wie die OMV, Post und Telekom Austria bestens. Sie fungierte jahrzehntelang als Beraterin bei den Vorgängerorganisationen und bei der ÖBAG. Ihre Kanzlei Cerha Hempel nimmt vorerst keine ÖBAG-Aufträge mehr an.
Sechs-Augen-Prinzip
Die Fachleute Wahl und Stajic will Hlawati bei wichtigen Entscheidungen einbinden. "Mit diesem Schritt kommen wir bei wichtigen Entscheidungen vom bisherigen Vier-Augen Prinzip zu einem Sechs-Augen-Prinzip", sagte Hlawati kürzlich. "Gleichzeitig werden wir auch unsere Fachexpertise im Führungsteam signifikant stärken und bei den Beteiligungen entsprechend einbringen." Es geht darum, welche Personen von der ÖBAG in die Aufsichtsräte der Beteiligungsunternehmen wie Post, Telekom, OMV und Co entsandt werden.
Die aktuell wohl wichtigste und heikelste Frage bei den Beteiligungsunternehmen ist jene bei der Telekom Austria, ob Sendemasten verkauft und dann zurückgemietet werden sollen. Hier geht es schließlich um strategische Infrastruktur. Andererseits könnte man mit dem Verkauf Geld für neue wichtige Investitionen hereinbekommen.
Kein politischer Einfluss
Bei der OMV (Mubadala, Vereinigte Arabische Emirate) und der Telekom (America Movil, Mexiko) hat die Republik Syndikatspartner. In Gesprächen mit diesen nicht immer einfachen Partnern kann die 64-Jährige all ihre Erfahrung als international erfahrene Wirtschaftsanwältin einbringen.
Hlawati ist bereits Aufsichtsratschefin bei der Post und bei der Telekom Austria. Sie will einen Neustart umsetzen und unabhängig von der Politik entscheiden. Politischen Einfluss soll es keinen geben, wird aus dem ÖBAG-Umfeld versichert. Eine ÖVP-Nähe wird Hlawati medial nachgesagt, wenn freilich auch nicht so deutlich wie bei Schmid.
Keine öffentliche Äußerung
Bei den neuen Executive Directors wird auf deren Fachexpertise verwiesen. Wahl hat Managementerfahrung in der Telekommunikationsindustrie (Deutsche Telekom) und in der Versicherungswirtschaft (AXA Schweiz) gesammelt. Stajic hat seine Berufslaufbahn bei der Unternehmensberatung McKinsey begonnen, bevor er bei der OMV für die Strategieentwicklung der Upstream-Sparte verantwortlich war und dann wesentlich im Transformation-Office mitgewirkt hat.
Öffentlich äußern wollte sich Hlawati vor ihrem Amtsantritt nicht. Sie will sich erst einarbeiten. Laut dem neuen ÖBAG-Sprecher Michael Mauritz - er folgte einer Vertrauten von Schmid nach - werde sich die Vorständin, die de jure die Alleinverantwortung trägt, nach einigen Wochen gerne den Medien bzw. der Öffentlichkeit stellen.
Verdienst
Verdienen wird die Wirtschaftsanwältin als ÖBAG-Chefin pro Jahr bis zu 750.000 Euro. Das Grundgehalt beträgt 585.000 Euro. Dazu kommt ein Bonus von maximal 25 Prozent.
Die interimistische Vorständin Christine Catasta scheidet aus. Sie bleibt für die ÖBAG aber in Aufsichtsratspositionen beim Verbund und den Austrian Airlines (AUA). Ebenso wird Catasta ihre Aufsichtsratsmandate bei Telekom Austria, OMV, Casinos Austria und BIG bis zu den jeweiligen nächsten ordentlichen Hauptversammlungen wahrnehmen.