U statt V-Form: EU erwartet keine rasche Erholung der Wirtschaft
Die Corona-Pandemie habe Europas Wirtschaft in einem verletzlichen Moment der Erholung getroffen, wo sie noch anfällig für neue Schocks war.
Mittlerweile sei klar, dass die EU in die schwerste Rezession ihrer Geschichte eintrete: Das gab die EU-Kommission am Mittwoch bei ihrer Frühjahrsprognose bekannt.
EU-Minus 7,4 Prozent
Und die fiel, wie zu erwarten, düster aus. Die Wirtschaftsleistung in der EU bricht demnach heuer um 7,4 Prozent ein, jene der Eurozone um 7,7 Prozent.
Überraschend: Trotz der hohen Betroffenheit des heimischen Tourismus käme Österreich mit -5,5 Prozent noch vergleichsweise geringer belastet davon.
Dauerhafter Schaden
Frustrierend an den Vorhersagen ist, dass die Hoffnungen, dass die Coronakrise einen scharfen Einbruch verursacht, der aber ebenso rasch wieder aufgeholt werden kann, schwinden.
Die Erholung im Jahr 2021 fällt mit 6,1 Prozent EU-weit zu schwach aus, um den Ausfall an Wirtschaftsleistung wettzumachen.
Kein V, sondern ein U
Der Grund sind die hohe Unsicherheit, schwache Investitionen und die Beschäftigungszahlen, die um ein Prozent niedriger liegen als 2019.
Die Konsequenz: „Das legt nahe, dass die Erholung nur schrittweise („in U-Form“) erfolgen wird.“
Binnenmarkt
Wegen der engen Verbundenheit über den Binnenmarkt sitzen die EU-Länder in einem Boot. „Wegen der starken Wechselwirkungen würde eine unvollständige Erholung in einem Land auf alle anderen Länder übergreifen und überall das wirtschaftliche Wachstum dämpfen.“
Euro-Sorgenkinder
Das soll wohl als Warnung verstanden werden, was passiert, falls die von der Krise stark betroffenen Länder wie Italien und Spanien im Stich gelassen werden.
Diese beiden Länder weisen mit -9,5 Prozent bzw. -9,4 Prozent BIP-Minus und Budget-Defiziten in Höhe von 11,1 Prozent bzw. 10,1 Prozent die mit Abstand schlechtesten Wirtschaftsdaten auf.
Konsum schwächelt
Einen Grund für die eher schwachbrüstig erwartete Erholung liegt auch im privaten Konsum. Dieser habe seit einigen Jahren das Rückgrat der EU-Wirtschaft gebildet.
Jetzt erwarten die Ökonomen einen Rückgang um 9 Prozent, gleichermaßen in der gesamten EU und der Eurozone.
Es wird mehr gespart
Nach der Phase des „Zwangssparens“ – weil die Geschäfte geschlossen hatten und die Reise- und Unterhaltungsbranche ausfielen – würden die Konsumenten auf „Vorsorgliches Sparen“ umschwenken.
Kurzarbeit und Einkommensstützungen könnten den Verlust an Kaufkraft nur abfedern, aber nicht verhindern.
Viele Arbeitslose
Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone soll von 7,5 Prozent im Vorjahr auf heuer 9,5 Prozent klettern und auch 2021 kaum fallen (8,6 Prozent).
Besonders stark betroffen sind Länder mit hohem Anteil an Zeitarbeitern und großem Tourismussektor.
Defizite und Schulden
Vor der Krise waren die EU-Staaten auf einem soliden Budgetpfad. Das Defizit insgesamt betrachtet lag 2019 bei 0,6 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ist vorbei: Für 2020 wird eine Haushaltslücke von 8,5 Prozent prognostiziert, sowohl in der EU wie in der Eurozone.
Die Staatsschulden, die in der Eurozone seit 2014 gesunken waren, werden in Summe auf 103 Prozent des BIP klettern.