Wirtschaft

Millionenpleite Rosenberger: Kette muss Raststätten schließen

Die marode Raststätten-Kette Rosenberger (17 Standorte, 600 Beschäftigte) ist heute, Dienstag, beim Konkursgericht St. Pölten vorgefahren. Sie hat für die Rosenberger Restaurant GmbH ein Sanierungsverfahren beantragt. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER. 448 Mitarbeiter und 300 Gläubiger sind von der Pleite betroffen. Das Verfahren ist mittlerweile eröffnet worden. Zum Sanierungsverwalter wurde der renommierte Anwalt Christan Lind von der Kanzlei Urbanek Lind Schmied Reisch Rechtsanwälte bestellt.

Die Eigentümer haben in den vergangenen Jahren erhebliches Kapital zugeführt, die Banken sollen auf einem erheblichen Teil des Mezzaninkapitals (sieben Millionen Euro) verzichtet haben. Doch das reichte nicht.

"Neben Kapitalmaßnahmen wurde auch laufend Maßnahmen zu Verbesserung der Rentabilität gesetzt, mit denen auch der laufende Umsatzrückgang der vergangenen Jahre mehr oder weniger gestoppt werden konnte. Dennoch wurde unter Außerachtlassung der oben beschriebenen Forderungsnachlässe im  Geschäftsjahr 2017 ein negativer Betriebserfolg erwirtschaftet", heißt es im Antrag aus der Feder des renommierten Sanierungsanwalts Alexander Anderle (Kanzlei SCWP). "Von den betriebenen Standorte erwirtschaftet der überwiegende Teil einen positiven Betriebserfolg. Eine Schließung der negativen Standorte würde dazu führen, dass das Unternehmen einen positiven Erfolg und ein positives Ergebnis erzielen kann." Nachsatz: "Die Rosenberger GmbH war und ist allerdings nicht in der Lage, die mit den notwendigen Standortschließungen verbundenen erheblichen Kosten zu finanzieren. Zusätzlich bedarf es auch noch für eine nachhaltige Erzielung positiver Unternehmensergebnisse nicht unerheblicher aber bei einem positiven Geschäftsgang durchaus bewältigbarer Investitionen."

Rosenberger hätte weitere 2,5 Millionen Euro benötigt, um die Finanzpläne zu erfüllen. Indes konnte das Unternehmen aber die November-Gehälter und das Weihnachtsgeld nicht mehr bezahlen. Detail am Rande: Die Gesellschaft für Verbraucherstudien GmbH hat Rosenberger heuer zum Testsieger in der Kategorie Autobahnraststätten-Kette gekürt, vier Anbieter wurden dabei unter die Lupe genommen.

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Verkauf an Investor

Das Unternehmen soll nun zum Teil an einen Investor verkauft werden, der so die Sanierungsquote, die Betriebsmittel und die Investitionen finanzieren soll. "Die Rosenberger Holding ist daher bereit, im Rahmen eines gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter zu führenden Verkaufsprozesses einen Teil ihrer Beteiligung an einen Investor abzugeben", heißt es im Antrag weiter.

Doch der Verkauf wird aufgrund der komplexen Verträge kein leichtes Unterfangen werden. Den Gläubigern soll laut AKV und KSV1870 20 Prozent Quote geboten werden.

Schulden und Vermögen

Die Passiva werden mit 13,298 Millionen Euro beziffert, abzüglich der Besicherungen bleiben 11,388 Millionen Euro übrig. Dazu kommen aber noch Abfertigungsansprüche und Kündigungsentschädigungen der Mitarbeiter in Höhe von 925.000 Euro; macht unterm Strich 12,313 Millionen Euro. Bei vier Banken steht die Kette mit 3,465 Millionen Euro in der Kreide, bei den Mitarbeitern 3,53 Millionen Euro und bei Lieferanten mit 1,656 Millionen Euro. Das freie Vermögen wird lediglich mit 573.500 Euro beziffert.

Der Hintergrund

Die Umsatzerlöse sind im Vorjahr um fast zwei Millionen Euro auf 33,39 Millionen Euro zurückgegangen, aus den Jahren davor mussten Verluste in Höhe von 9,976 Millionen Euro mitgeschleppt werden. Allein von 2015 auf 2016 erhöhte sich der Verlustvortrag um 2,3 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten wurden im Vorjahr mit 11,135 Millionen Euro beziffert. Im Jahr 2017 haben hauptsächlich "sonstige betriebliche Erträge" in Höhe von 9,946 Millionen Euro die Bilanz positiv geprägt.

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Das Unternehmen

Die Rosenberger-Gruppe, mit Sitz in Loosdorf, Niederösterreich, betreibt laut eigenen Angaben in Österreich 16 Autobahn-Raststätten, drei Seminar-Hotels, sechs Tagungszentren, elf Tankstellen und zwei First-Cityrestaurants in Wien und Salzburg. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 600 Mitarbeiter.

  • ANSFELDEN – A1 Ansfelden Süd, A-4052 Ansfelden
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  • BRENNER – Brenner 255 / A 13, A-6156 Gries am Brenner
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  • DEUTSCH-WAGRAM – Wiener Außenring Schnellstraße S1, A-2232 DeutschWagram
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  • EISENTRATTEN – Laggen 19, A–9861 Eisentratten
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  • WIEN – Maysedergasse 2, A-1010 Wien
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  • GOLLING – Torren 277, A–5440 Golling
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  • GRALLA-OST – Am Rastplatz 2, A-8431 Gralla
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  • GRALLA-WEST – Am Rastplatz 1, A–8431 Gralla
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  • HAAG – Reichhub 41, A–3350 HAAG
  • HOHENEMS – Rheintalautobahn A14, A-6845 Hohenems
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  • INNSBRUCK-AMPASS – Peerhöfe 7, A-6070 Ampass
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  • LINDACH – Reiterholz 3, A–4663 Laakirchen
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  • PETTNAU – Dr. Otto-Keimelweg 10, A-6408 Pettnau/Telfs
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  • ST. PÖLTEN – Völlerndorf 20, A–3385 Völlerndorf
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  • ST. PÖLTEN (Truck-Stopp) – Pummersdorf Pz 12, A–3100 St. Pölten
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  • VÖLKERMARKT – Rammersdorf 18, A-9100 Völkermarkt
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  • VOMP – Inntalautobahn, A–6134 Vomp
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Die Raststätten-Branche

2016 beschäftigte die Rosenberger Raststätten GmbH noch 521 Mitarbeiter. Die Konkurrenz ist groß. 87 Autobahn-Raststätten gibt es in Österreich. Neben Rosenberger- gibt es Landzeit, Autogrill, Oldtimer, Mövenpick und diverse andere Betreiber. Rosenberger gehört einst einem Familienzweig des Rennfahrers Kris Rosenberger, seit 2013 haben zwei chinesischen Unternehmerfamilien das Sagen. Indes ist die Kette Landzeit im Eigentum der Familie Wolfgang Rosenberger. Sie unterhält 16 Autobahn-Standorte. Die börsennotierte italienische Kette Autogrill hat zwölf Standorte in Österreich. Bei Autogrill Austria spiegeln sich die hohen Investitionen mit einem Verlustvortrag in Höhe von 39,5 Millionen in den Büchern, bei einem Umsatz(2017) von 13,18 Millionen Euro.

 

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