Wirtschaft

Milliarden für Mikrochips: EU bläst zur Aufholjagd in der Chip-Industrie

Mit einem milliardenschweren Plan will die EU dem Mikrochipmangel entgegensteuern und sich künftig besser auf dem Weltmarkt platzieren. Am Dienstag stellen Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Industriekommisssar Thierry Breton den sogenannten "Chips Act" vor.

Damit sollen rund 43 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern mobilisiert werden. Dass es derzeit überall an den dringend benötigten Halbleitern mangelt, ist an den langen Wartezeiten für Neuwagen oder Lieferschwierigkeiten, diversen vernetzten Produkten und sogar bei neuesten Spielkonsolen zu spüren.

Der Chips Act soll verhindern, dass Europa von anderen Regionen wie Asien oder Amerika endgültig abgehängt wird. Auch die USA oder China investieren massiv in diesen Industriezweig - in den USA ist von rund 52 Milliarden Dollar (45 Mrd Euro) die Rede. China dürfte sogar 150 Milliarden bis Ende des Jahrzehnts in die Branche fließen lassen.

Platzhirsch ist aber nach wie vor Taiwan: 50 Prozent aller Halbleiter kommen von der Insel, bei den am weitesten entwickelten Chips beträgt der Anteil sogar 95 Prozent.

Nun legt die EU nach: 13 Milliarden Euro sollen für Forschung und Entwicklung sowie 30 Milliarden Euro für die Errichtung großer Produktionsanlagen mobilisiert werden.

Produktion wird vervierfacht

Das Ziel ist ambitioniert: Der EU-Anteil auf dem Weltmarkt für Chips soll auf 20 Prozent wachsen und damit verdoppelt werden. Dafür müsste sich die Produktion vervierfachen, da erwartet wird, dass sich der Markt bis 2030 verdoppelt.EU-Industriekommissar schwebt der Bau von vier bis fünf Megafabriken in der EU vor. Der US-Gigant Intel sucht derzeit bereits einen Standwort für eine künftige Fabrik.

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„Mikroelektronik ist eine Schlüsseltechnologie im digitalen Zeitalter, und Halbleiter sind die Basis für alle digitalen Anwendungen“, betont der Präsident des deutschen Digitalverbands Bitkom, Achim Berg. Ziel müsse es sein, ein europäisches Mikroelektronik-Ökosystem zu schaffen. Dieses solle sowohl Design als auch Produktion umfassen. Aber auch eine Offenheit gegenüber dem Weltmarkt müsse gewahrt bleiben.

Streit um Subventionen

Diesen Balanceakt zwischen Schutz des eigenen Marktes und offenen Märkten haben zuletzt vor allem zwei einflussreiche Kommissionsmitglieder geprägt: Binnenmarktkommissar Breton und die für Wettbewerb zuständige Kommissarin Margrethe Vestager. Dabei gab es immer wieder Berichte über Konflikte zwischen den beiden.

Die dänische Kommissarin hatte schon vor Monaten davor gewarnt, dass Firmen Staaten wegen möglicher Zuschüsse gegeneinander ausspielen könnten. „Wir müssen einen Subventionswettlauf vermeiden“, sagte sie.

Dass sich die EU im Subventionskampf verzettelt, sieht Breton hingegen nicht so. Zudem sollen Firmen, die staatliche Förderung bekommen, sich an bestimmte Regeln halten müssen. In Ausnahmefällen solle dafür gesorgt werden können, dass erst EU-Interessen bedient würden.