Kika/Leiner: Betriebsrat baut auf Rettung von 150 Service-Jobs
Von Kid Möchel
Die Sanierungsmaßnahmen bei der maroden Möbelhandelskette Kika/Leiner unter dem neuen Eigentümer René Benko kommen in Fahrt.
Eine Woche nach Bekanntgabe der Schließung von vier Filialen und des Abbaus von 1100 der 5000 Jobs erhöht der Betriebsrat in Sachen Sozialplan den Druck auf die Firmenleitung. Der neue Eigentümer Signa Retail dürfte am Ende dafür einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen müssen. Doch die Forderungen des Betriebsrats und das Angebot der Neo-Eigentümer liegen noch weit auseinander. Aber das gehört zum normalen Geschäft bei Sozialplan-Verhandlungen.
Fakt ist: Je länger ein Mitarbeiter im Betrieb ist und je älter er ist, desto höher soll die „Abfindungszahlung“ für den Jobverlust ausfallen. Da die Betroffenen bis Ende des Jahres das Unternehmen verlassen sollen, müssen bei älteren Dienstnehmern auch die längeren Kündigungsfristen abgegolten werden.
Indes geht Leiner-Betriebsrat Karl Vogl davon aus, dass einige Jobs noch von der Kündigungsliste gestrichen werden können.
„Wir haben in Linz ein neues Servicecenter für die Warenauslieferung gebaut“, sagt Vogl zum KURIER. „Bisher waren die Servicemitarbeiter auf die einzelnen Filialen verteilt. Diese können einer Versetzung nach Linz zustimmen und die Kündigungen werden nicht schlagend. Ich denke, es werden etwa 150 Servicemitarbeiter in Linz gebraucht.“ Derzeit werden 18 Möbelhäuser an das Linzer Servicecenter angeschlossen.
Für die Personalvertretung ist wichtig, dass der Personalabbau ohne Differenzen über die Bühne geht. „Wir wollen, dass die Betroffenen am Ende sagen können, wir wurden vom Unternehmen gut behandelt“, sagt Vogl. „Wir sind ein Handelsbetrieb, der vom guten Image bei den Kunden abhängig ist. Das Schlimmste für uns wäre, wenn die Leute sagen, der Benko hat sich Kika/Leiner unter den Nagel gerissen und haut alle Leute raus, da gehen wir nicht mehr hin.“ Nachsatz: „Er ist aber tatsächlich der Retter des Unternehmens – ansonsten wären wir schon tot.“
Vögele-Pleite
Indes müssen die 711 Beschäftigten der insolventen Textilkette Charles Vögele Austria weiter zittern. Zwar gibt es zwei ernsthafte Kauf-Interessenten, doch es müssen vor allem noch die Kernpunkte (Übertragung der Gesellschaftsanteile, Haftungen, Forderungsverzicht) mit der insolventen Schweizer Mutterfirma geklärt werden.
Erst dann kann Insolvenzverwalter Norbert Scherbaum den Verkauf in Angriff nehmen. Laut Insidern dürften auch bei einer Vögele-Rettung rund 30 der 102 Filialen geschlossen und bis zu 200 Jobs gestrichen werden.