So gelingt der Jobeinstieg vor dem Bildschirm
Von Ornella Wächter
Das erste Quartal im Jahr ist normalerweise der Zeitpunkt, bei dem viele Arbeitnehmer an einen Jobwechsel denken. Nun macht Corona einen Strich durch die Rechnung. Auf gewisse Jobs hat die Krise allerdings keinen Einfluss. Nach wie vor werden Fachkräfte gesucht. Tipps, wie das neue Recruiting gelingen kann – für beide Seiten:
Videobewerbungen einführen
Viele Unternehmen reagierten erstaunlich flink auf die neuen Gegebenheiten in der Bewerbungsphase, wie auch eine Umfrage aus der vergangenen Woche zeigte. Fast 60 Prozent der befragten Personaler gaben an, bereits Videobewerbungen durchzuführen und Mitarbeiter direkt aus dem Homeoffice heraus einzustellen. „Unternehmen sind jetzt gefordert, ihren Bewerbungsprozess umzudenken und persönliche Treffen in den virtuellen Raum zu verlegen“, sagt auch Ingrid Heschl, HR-Verantwortliche bei Microsoft Österreich.
Am Bildschirm kennenlernen
Dass im Videocall ein Teil der Körpersprache wegfällt, könne keiner absprechen, so Heschl. Dennoch lasse sich ein guter Eindruck von Kandidaten gewinnen. „Man kann nach wie vor fachliche Gespräche führen, Menschen dabei beobachten und sehen, wie Kandidaten mit inhaltlichen Fragen umgehen.“ Dass man aufgrund der Videosituation leichter einen falschen Eindruck gewinnen kann, glaubt die HR-Leiterin nicht. „Man kann sich genauso in persönlichen Gesprächen täuschen.“
Kontakt halten
Auf jeden Fall sei es ratsam, lange vor dem offiziellen ersten Arbeitstag mit dem neuen Mitarbeiter Kontakt zu halten. „Hier sind vor allem Führungskräfte sehr gefordert“, so Heschl. „Es ist wichtig, den genauen Ablauf der Einarbeitungsphase zu besprechen, technische Voraussetzungen abzuklären und wichtige Kontakte weiterzuleiten.“ Für die Vertragsunterzeichnung können Online-Tools verwendet werden – um Neue mit Firmenhandy und Laptop auszustatten, sei ein Besuch im Unternehmen allerdings unvermeidlich. „Auch wir hatten Neuzugänge während der Ausgangsbeschränkungen. Die Mitarbeiter kommen dann ins Unternehmen und holen sich ihr Equipment unter Beachtung der aktuellen Regeln ab.“
Ansprechpartner nennen
Sich in einem neuen Unternehmen zurechtzufinden, erfordert Zeit. Wer das per Videoschaltung meistern muss, braucht eventuell länger. Heschl rät, für die Einarbeitungsphase mehr Zeit als üblich einzuplanen. Nach dem ersten Tag sollte Neuzugängen ein Tag Pause gegönnt werden, um das Betriebssystem zu erkunden, alle Zugänge anzulegen und Tools kennenzulernen. Sogenannte „Onboarding Buddies“ seien hier eine gute Stütze. „Ein Buddy ist ein Kollege, der in der Anfangszeit mit Rat und Tat zur Seite steht und der auch über informelle Spielregeln im Unternehmen informiert“, erklärt Heschl. Damit neue Kollegen im Unternehmen nicht untergehen, empfiehlt Heschl, diese in einer Rundmail vorzustellen.
Virtuell verabreden
Gerade in lockeren Runden lässt sich der Kontakt mit Teamkollegen leichter knüpfen. In vielen Unternehmen hätten sich mittlerweile virtuelle Kaffeepausen etabliert, in denen Mitarbeiter sich per Videochat verabreden. „Vor dem Bildschirm einen gemeinsamen Kaffee zu trinken, ist auch bei uns gängig“, sagt Heschl. Heißt: Bei der nächsten Gelegenheit Kaffee aufsetzen und Kamera an.