Wirtschaft/Karriere

Sollte Geld bei der Kinderplanung eine Rolle spielen?

PRO

In einer idealen Welt würden keine Unterschiede zwischen Menschen gemacht und alle hätten die gleichen Chancen. Fakt ist aber, dass wir im Jahr 2021 täglich in die hässliche Fratze von strukturellem Sexismus und Benachteiligungen von Frauen blicken müssen. Wird Frau Mutter, kippt auch die fadenscheinig gepredigte Gleichheit auf dem Arbeitsmarkt ins Lächerliche.

Frauen übernehmen dann zumeist das Gros der unbezahlten Arbeit, kippen in die Teilzeitfalle, haben ein deutlich höheres Risiko der Altersarmut. Da helfen auch die niedlichen Maßnahmen wie Papamonat und Pensionssplitting wenig. Hinzu kommen noch – und das klingt herzlos– die Kosten eines Kindes.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2019, verlieren Frauen zehn Jahre nach einer Geburt mehr als die Hälfte ihres Einkommens. Finanzielle Unabhängigkeit vom Kindesvater wird damit nicht leichter gemacht – und das auch nur, wenn der für den Einkommens- und Chancenentfall der Frau einspringen kann und will.

Ökonomische Gedanken rund um Existenz- und Karrieresicherung sind daher durchaus bei der Familienplanung angebracht. Geld ersetzt Liebe nicht. Aber wir Frauen haben die Chance, zumindest den richtigen Zeitpunkt selbstbestimmt zu wählen.

Diana Dauer Die Autorin ist Redakteurin der Beilage Job & Business.

Alle Inhalte anzeigen

CONTRA

Sollen wir, sollen wir nicht? Ein befreundetes Paar begann einmal, sich aus Spaß die „Betriebskosten“ auszurechnen, die ein Kind verursachen würde. Am Ende kamen sie auf rund 1000 Euro im Monat. Ob sie sich Kinder überhaupt leisten können?

Dasselbe machte die Schuldnerberatung (ASB), sie kam auf 784 Euro monatlich für ein siebenjähriges Kind, 842 Euro für einen 14-jährigen Teenager.  Die finanziellen Kosten kann man natürlich nicht ausklammern. Es fällt zunächst ein Einkommen weg, da meist die Mutter und weniger der Vater, erst einmal zu Hause bleibt.

Damit Kinderkriegen nicht mit einem Kassensturz verbunden wird, muss der Staat Familien unter die Arme greifen.  Er tut es bereits mit Familienbeihilfe, dem Kinderabsetzbetrag oder dem Karenzgeld, es bräuchte aber höhere Zuwendungen, überarbeitete Elternarbeitsmodelle, mehr kostenlose Betreuung und längere Öffnungszeiten.

Er muss eine Infrastruktur und Umwelt schaffen, die Familienplanung fördert, damit ökonomische Überlegungen in den Hintergrund rücken. Letzten Endes ist das Bekommen von Kindern eine emotionale Sache und zum Glückkommen sie nicht so rational zustande, wie man annehmen  könnte. Das befreundete Paar hat mittlerweile eine Tochter. 

Ornella Wächter Die Autorin ist Redakteurin der Beilage Job & Business.

Alle Inhalte anzeigen