Wirtschaft/Karriere

Exportierte Lehre: So kämpfen Firmen gegen Fachkräftemangel im Ausland

Die monatelange Arbeit von Gerd Bommer hat sich gelohnt. Seit Mai 2018 ist der Wirtschaftsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) am Sondieren und Organisieren und Aushandeln von Verträgen zwischen Schulen und Firmen. Über ein Jahr hat es gedauert, um eine Lehrlingsausbildung zum Schweißer in der rumänischen Stadt Ploiesti auf die Beine zu stellen. Nun ist es geschafft. Gerd Bommer und seine Kollegin Cristina Gheorghe haben eine Klasse mit 24 Lehrlingen voll bekommen. Im September 2019 werden die Jugendlichen ihre Ausbildung beginnen.

Österreichisches Modell für die Welt

Das Besondere dabei: Ihre Lehre erfolgt nach österreichischem Vorbild. Neben theoretischem Unterricht werden sie auch in einem Lehrbetrieb arbeiten und eine Lehrlingsentschädigung von etwa 400 Lei im Monat – rund 50 Euro – erhalten. „Um die Lehrlinge zu finden, fahren wir immer eine große PR-Kampagne“, so Bommer. Denn die Lehre sei in Rumänien noch schlechter angesehen als in Österreich. Überzeugungsarbeit muss daher auf mehreren Ebenen geschehen: 16 Schulen besuchte das Team, um vor Eltern, Lehrern und Schülern die duale Ausbildung zu präsentieren, dazu liefen Radio-Spots und TV-Interviews.

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Seit drei Jahren bemüht sich Bommer im Auftrag der WKO, das duale Ausbildungsmodell in Rumänien zu implementieren – gearbeitet wird dabei mit österreichischen Niederlassungen. Insgesamt ist die WKO aber schon seit fünf Jahren mit Lehrlingsprojekten im Land aktiv. Denn die Firmen hier suchen händeringend nach Fachkräften.

Zum einen, weil es in Rumänien nur ein sehr verschultes System gibt und kein duales Modell, das für die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte sorgt. Zum anderen, weil gerade junge Leute in Scharen das Land verlassen.

In sieben Länder exportiert

Rumänien ist aber nur eines von sieben Ländern, in die die WKO in den vergangenen sechs Jahren die duale Lehrlingsbildung exportiert hat. Lehrlingsprojekte mit österreichischen Firmen laufen auch in der Slowakei, Slowenien, Bulgarien, Kroatien, Tschechien und Serbien, so Barabara Wilfinger, Referentin der Abteilung für Bildungspolitik der WKO.

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„Ost- und Südosteuropa ist unser Fokus, weil wir da eine hohe Anzahl an Auslandsniederlassungen haben“, so Wilfinger. „Dort bilden wir mittlerweile 1.800 Lehrlinge in 20 Lehrberufen aus.“ An der dualen Ausbildung herrscht aber auch internationales Interesse: Rund 60 Delegationen darunter China, Südafrika oder die USA, kamen im vergangenen Jahr nach Österreich, um sich Informationen zu holen.

Das österreichische Modell müsse dabei an die jeweilige rechtliche oder institutionelle Rahmenstruktur angepasst werden, ergänzt Thomas Mayr, Geschäftsführer des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw). „Es ist kein Copy-Paste-Modell, da Bildungssysteme sehr unterschiedlich sind.“ Serbien und die Slowakei seien in dieser Hinsicht Paradebeispiele, so Mayr. Dort hätte es mit der Einführung eines dualen Ausbildungssystems nach österreichischem Vorbild einen Systemwandel gegeben.

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In Rumänien indes planen der WKO-Delegierte Gerd Bommer und Cristina Gheorghe bereits die nächsten Lehrberufe, mit mindestens 20 Schülern pro Klasse. Es werden wieder mehr Verkäufer und Elektriker gebraucht.