Job-Alarm im Opel-Werk Wien Aspern
Im Opel Werk Wien-Aspern droht im kommenden Jahr ein Job-Kahlschlag. Erst im April wurde bekannt, dass zehn Prozent der damals 1400 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren werden. Das dürfte erst der Anfang gewesen sein. Wie der KURIER erfuhr, könnten Ende 2019 nur noch 600 Menschen im Betrieb beschäftigt sein.
Konkret soll die Produktion des F17-Getriebes ab Oktober 2019 in Aspern eingestellt werden. Das Fünfgang-Getriebe wird seit 1997 hergestellt und kommt etwa im Corsa, Astra oder Adam zum Einsatz. Neu hinzukommen wird ab Oktober zwar das „MB6“-Sechsgang-Getriebe, das auch in diversen Modellen der Konzernmutter Peugeot steckt. Doch könnte dieser Neuauftrag den Wegfall des F17-Getriebes personell bei Weitem nicht wettmachen. Zudem soll auch die Produktion von Dreizylinder- und Vierzylinder-Benzinmotoren auslaufen.
Besonders pikant: Erst im Juni hat die Stadt Wien bekannt gegeben, dass das Werk mit einer Million Euro Steuergeld gefördert wird. Durch diese Maßnahme habe man verhindert, dass die Produktion in Wien auslaufe und das Werk in Folge geschlossen werde, teilte damals Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) mit. Gebunden ist die Förderung an Investitionen und Personalkosten, nicht jedoch an den Mitarbeiterstand.
Eine weitere Million Euro soll, wie erst jetzt bekannt wurde, als Förderung vom Bund kommen, und etwa zwei Millionen Euro macht die Summe der AMS-Maßnahmen aus (Kurzarbeit, Arbeitsstiftung etc.).
Gehaltsverzicht
Als eine Art Gegenleistung für die Ansiedelung der neuen Sechsgang-Getriebe-Fertigung musste die Belegschaft heuer schon auf zwei Prozent Gehalt verzichten, im kommenden Jahr sollen die Gehälter abermals um zwei Prozent reduziert werden.
Gewerkschafter Toni Steinmetz von der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge bestätigt zwar den Gehaltsverzicht, nicht aber den drohenden Job-Kahlschlag: „Geredet wird viel. Wir haben aber keine Informationen darüber, dass die Produktions-Linien im kommenden Jahr stillgelegt werden“, sagt Steinmetz zum KURIER. Dass sie irgendwann auslaufen werden, sei bekannt und nicht ungewöhnlich. Ob die neue MB6-Fertigung entsprechend ausgebaut werde, um den Personalstand zu halten, sei noch unklar. Auch Opel-Betriebsratsvorsitzende und Aufsichtsrätin Renate Blauensteiner konnte noch nichts zu den künftigen Plänen sagen. Seitens Opel bzw. der Konzernmutter Peugeot gab man sich bedeckt. „Zukünftige Produktionspläne bzw. unsere Geschäftsbeziehungen werden nicht kommentiert“, heißt es lapidar in einem schriftlichen Statement.
In 90 Prozent aller neu zugelassenen Opel in Europa ist ein Teil aus Österreich verbaut. Jeder zweite Opel fährt mit einem Getriebe, jeder dritte mit einem Motor aus Wien. 2017 liefen in der Donaustadt 618.000 Getriebe und 436.000 Motoren vom Band.