Industrie und Dienstleister klagen: Fachkräftemangel immer größer
Von Michael Bachner
Einige Branchen wie der Tourismus beklagten schon vor der Pandemie im Jahr 2019 den Mangel an Fachkräften. Verbessert hat sich die Situation nicht - im Gegenteil.
Mittlerweile wächst sich dieser zu einem breiten Mangel an Arbeitskräften aus. Das zeigen EU-Daten aus einer europaweit repräsentativen Umfrage, die die Agenda Austria für Österreich ausgewertet hat.
Ergebnis: In der Industrie beklagen schon rund 20 Prozent aller Unternehmen, dass sie nicht ausreichend Personal finden, bei den Dienstleistern sind es sogar schon 34 Prozent.
Agenda-Experte Marcell Göttert sagt dazu im Gespräch mit dem KURIER: „Das betrifft schon fast jede Hand, die irgendwo gebraucht wird. Neben Krieg, Corona und Inflation gehört der Arbeitskräftemangel mittlerweile zu den drängendsten Problemen der Wirtschaft.“
Nach Personen gerechnet, geht es um 200.000 fehlende Kräfte. Betrachtet man nur die Mangelberufe sind es rund 50.000. Göttert schließt daraus: „Wir haben also nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel. Das Problem ist bereits viel größer.“
Konkrete Vorschläge
Die Agenda Austria hat vier Vorschläge, wie man dem Problem begegnen könnte:
a) Das heben aller im Inland vorhandenen Arbeitskräftepotenziale bei Jüngeren, Älteren, Frauen
b) zusätzlich Zuwanderung erleichtern beziehungsweise die leichtere Anwerbung von Arbeitskräften aus Drittstaaten (hier laufen Initiativen bereits)
c) Steuerliche Verbesserungen: Der Faktor Arbeit ist in Österreich so hoch besteuert wie nur in wenigen anderen Ländern. Ausgehend von einem österreichischen Durchschnittslohn fallen beispielsweise in Schweden um 283 Euro weniger Steuern und Abgaben an. Würde die Last an Steuern und Abgaben gesenkt werden, hätten die Leute einen Anreiz mehr zu arbeiten.
d) Arbeitsmarktreform: Die Arbeitslosenhilfe verhindere in manchen Aspekten, dass Leute mehr arbeiten. So dürfen Arbeitssuchende bis zu 486 Euro im Monat dazuverdienen. Wenn sie aber nur einen Euro mehr verdienen, verlieren sie ihren Anspruch auf Arbeitslosenhilfe. Damit würde das Jahreseinkommen um 100 Euro im Jahr sinken und die Kosten für die Arbeitgeber um 20 Prozent steigen. Hier bräuchte es eine Einschleifregelung.