Wirtschaft/Immo

So wechseln Sie den Energieversorger und sparen Kosten

Seit 2001 ist der Energiemarkt in Österreich liberalisiert. Das bedeutet, dass die Kunden ihre Strom- und Gaslieferanten selbst aussuchen können. Doch bis vor Kurzem machte kaum jemand davon Gebrauch. Das hat sich nun geändert. Im abgelaufenen Jahr 2013 haben 148.000 Haushalte und Unternehmen ihren Strom- bzw. Gaslieferanten gewechselt. Das entspricht einem Plus von 68 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Grund dafür liegt in der hohen Ersparnis, die erzielt werden kann. "Bis zu 448 Euro kann sich ein durchschnittlicher Haushalt pro Jahr (Verbrauch: Strom 3500 kWh, Gas 15.000 kWh jährlich) beim Wechsel des Strom- und Gaslieferanten sparen. Das ist der höchste Wert seit fünf Jahren", sagt Martin Graf, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control. "Die Angebote sind derzeit sehr attraktiv."
Besonders günstige Angebote bieten aktuell die börseindexierten Float-Tarife der Wien Energie und der EVN.

Zwei Verträge

Strom- und Gasrechnungen bestehen aus drei Teilen: Dem Energiepreis , dem Netztarif sowie Steuern und Abgaben. Der Netzbetreiber kann – anders als der Energielieferant – nicht gewechselt werden. Wer der jeweilige Anbieter ist, hängt von der Wohnadresse ab. Stromkunden schließen also zwei Verträge ab: Einen mit dem Netzbetreiber, den anderen mit dem Lieferanten und bekommen daher meist auch zwei Rechnungen. Häufig sind Netzbetreiber auch als Stromlieferanten aktiv, in diesem Fall erfüllt ein Anbieter beide Funktionen. Der Energiepreis macht rund 40 Prozent aus, Steuern und Abgaben rund 28 Prozent und der Rest entfällt auf das Netz.

Österreichs Haushalte mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3500 kWh im Jahr geben derzeit für Strom je nach Bundesland unterschiedlich viel aus. Am wenigsten in Tirol. Hier bezahlt man aktuell rund 623 Euro. Spitzenreiter ist Kärnten mit etwa 771 Euro pro Jahr. Zu diesem Ergebnis kam eine Erhebung des Wirtschaftsministeriums Anfang Februar. Das Einsparpotenzial kann je nach Region zwischen 77 und 188 Euro im Jahr betragen.

Beim Erdgas ist die Situation ähnlich. Am niedrigsten ist der Preis in Bregenz mit rund 942 Euro. Die teuerste Landeshauptstadt ist Klagenfurt, hier muss man mit Ausgaben von etwa 1195 Euro pro Jahr rechnen. Der Umstieg würde in diesem Fall für einen Durchschnittshaushalt, der im Jahr 15.000 kWh Erdgas verbraucht, eine Ersparnis von 95 bis 260 Euro pro Jahr bringen. "Die meisten Lieferanten bieten im ersten Jahr einen Neukundenrabatt an, der im zweiten Jahr wieder wegfällt", erläutert Martin Graf, Vorstand der E-Control.
Der beste Lieferant in einer bestimmten Region lässt sich mithilfe des Energiekalkulators der E-Control online ermitteln. Abgefragt werden die Postleitzahl, die Wohnfläche, der Jahresverbrauch und der bestehende Energielieferant. Das Fazit: Eine Auflistung sämtlicher Unternehmen nach Jahresgebühren.

Keine Gebühren

Ist der günstigste Versorger gefunden und kontaktiert, übernimmt dieser das weitere Prozedere. Nach Abschluss des Liefervertrages kümmert sich der neue Energieversorger um alle Formalitäten. Er kündigt den alten Liefervertrag und regelt mit dem Netzbetreiber den technischen Ablauf der Übergabe. Der Kunde sollte jedoch seine Anlage eindeutig identifizieren können. Die sogenannte Zählpunktbezeichnung, eine 33-stellige Nummer, ist auf der Stromrechnung zu finden. Ängste, dass bei einem Wechsel Zähler getauscht oder Leitungen neu verlegt werden, sind unbegründet. Es dürfen auch keine Wechselgebühren anfallen.

Kosten spart nicht nur der Versorgerwechsel, sondern auch ein neuer Zähler. Die Smart Meter sollen in Österreich bis 2020 flächendeckend installiert werden. Sie übermitteln Zählerdaten automatisch an den Netzbetreiber. Das ermöglicht den Energieanbietern, ihre Tarife an die Nachfrage anzupassen. Auch die Kunden sollen zeitnah über den tatsächlichen Energieverbrauch informiert werden, über ein Webportal oder eine App. Was jetzt noch visionär klingt wie eine Smart-Meter-fähige Waschmaschine, die automatisch startet, wenn der Strompreis am günstigsten ist, könnte dann Wirklichkeit werden.

Die Wiener Netze haben ein Pilotprojekt in der Bundeshauptstadt gestartet. In 1400 Haushalten wurden Testzähler installiert. Die Auswertung der Daten liegt noch nicht vor. Ein Schweizer Versuch hat gezeigt, dass die Einsparung bei drei bis vier Prozent der Kosten liegt, heißt es bei den Wiener Netzen. Das ernüchternde Ergebnis: Die Einsparung, die erzielt werden kann, liegt lediglich bei 15 bis 20 Euro im Jahr.

www.durchblicker.at, www.e-control.at, www.wienernetze.at

Industrielle Großabnehmer bekommen deutlich günstigere Stromtarife als private Haushaltskunden. Das war der Grund, warum der Verein für Konsumenteninformation (VKI) die Aktion "Gemeinsam weniger zahlen", ins Leben gerufen hat. Mehr als 260.000 Österreicher haben sich für den Gemeinschaftseinkauf von Strom und Gas angemeldet. Als Bestbieter wurden Stromdiskont (5,72 Cent/kWh ohne USt.) und Goldgas (3,30 Cent/kWh ohne USt.) jeweils plus Grundgebühr ermittelt.

Die Marktteilnehmer sehen die Initiative als Beitrag zur Belebung des Marktes, der Wettbewerb werde angekurbelt. Die Plattform www.durchblicker.at hat die Tarife der VKI-Bieter mit anderen Anbietern verglichen. Das Ergebnis: Es gibt günstigere Tarife. "Das hängt auch damit zusammen, dass einige Anbieter die VKI-Tarife unterbieten wollten", erklärt Martin Graf, Vorstand der E-Control.