Wirtschaft/Immo

Otto-Wagner-Areal bleibt zugänglich für alle

Das große Otto-Wagner-Areal auf der Baumgartner Höhe liegt im westlichen Wiener Bezirk Penzing. Nahe am Wienerwald und daher stets mit guter Luft versorgt. Jahrzehntelang war das Otto-Wagner-Spital bekannt als Lungenheilstätte und auch als Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke. Markantes Wahrzeichen des Areals ist die Kirche am Steinhof mit ihrer weithin sichtbaren goldenen Kuppel von Otto Wagner.

1904 bis 1907 nach einem Generalplan von Carlo von Boog und Otto Wagner erbaut, dient das Otto-Wagner-Spital bis heute als Einrichtung des Wiener Gesundheitsverbunds (WGV), aber in einem kleineren Umfang und unter einem neuen Namen: Klinik Penzing.

Klinik Penzing

In den vergangenen Jahren wurden bereits einzelne Abteilungen des Spitals abgesiedelt und im Zuge der großen Krankenanstaltenreform an anderen Klinikstandorten integriert. „Derzeit finden laufend Arbeiten statt, um bis Ende 2023 weite Teile des Areals an die Stadt Wien zurückgeben zu können“, berichtet Christoph Luke, Sprecher des WGV. „Konkret werden alle Pavillons mit Nummern (nicht mit Namen) seitens des Wiener Gesundheitsverbundes aufgelassen. Die Klinik Penzing verlagert in Folge ihre medizinischen Leistungen in den westlichen Teil des Areals.“

Bis zur endgültigen Absiedlung der Leistungen an andere Kliniken bleiben folgende Schwerpunkte erhalten: Pulmologie/Tuberkulose, Orthopädie, Suchtzentrum. „Die Absiedlungen erfolgen bis 2032, die 3. Psychiatrische Abteilung übersiedelt bereits Ende 2023 in die Klinik Ottakring“, so Christoph Luke.

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Neue Nutzung

Damit werden viele Pavillons in der Mitte des Areals frei und brauchen eine neue Nutzung, aber auch eine umfassende Sanierung, genauso wie die mittlerweile in die Jahre gekommene Infrastruktur (Kanal und Wasser). Auch der Einsatz alternativer Heizformen wie Fotovoltaik oder Erdwärme wird geprüft.

Nach der Absiedlung des WGV wird die Otto Wagner Areal Revitalisierung GmbH, ein Tochterunternehmen der WSE Wiener Standortentwicklung GmbH, die ihr übertragenen 22 Pavillons und die Pathologie in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sanieren und anschließend einer neuen Nutzung zuführen.

„Wie bereits 2012 in einem Mediationsverfahren mit den Anrainern vereinbart, sollen Wissenschaft, Bildung, Gesundheit, Soziales, Kultur und Kunst sowie Museum in diesem Teil Platz finden. Eine genaue Zuordnung gibt es aber noch nicht“, betont Mario Scalet, Sprecher der Otto Wagner Areal Revitalisierung GmbH. Auch Studierendenunterkünfte sind geplant, die dann von der Central European University (CEU) bei der WSE angemietet werden.

Universität zieht ein

Damit kommen wir zur nächsten neuen Nutzung des repräsentativen Areals: die universitäre Ausbildung. Vier Pavillons in der ersten Reihe sowie das Verwaltungsgebäude, das Theater und die Küche wurden durch die Wirtschaftsagentur Wien an die CEU in Baurecht zur universitären Nutzung vergeben. Geplant ist, dass die CEU mit dem Wintersemester 2025/26 ihren Betrieb mit rund 2.000 Studierenden aufnimmt.

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Offen für alle

Bei der Neunutzung geht es auch um die Freiraumgestaltung. „Dazu wird ein Wettbewerb durchgeführt. Es geht dabei um die Nutzungen der Freiflächen, Sitzgelegenheiten, aber auch um die Vegetation oder die Durchwegungen“, so Mario Scalet. Fix ist, dass das Areal der Öffentlichkeit zugänglich bleibt.

Leistbares Wohnen

Das ehemalige Wirtschaftsareal im Osten wurde zu geförderten, leistbaren Wohnungen umgebaut. Der Weg dahin war allerdings ein steiniger: 2011 scheiterte ein Projekt mit 600 Wohnungen der städtischen Wohnungsgesellschaft Gesiba am Widerstand einer Bürgerinitiative.

Daraufhin wurde von der Gesiba im Jahr 2012 ein partizipatives, die Bürgerinitiative einbindendes Workshopverfahren durchgeführt. Schließlich konnten zehn neue Wohnhäuser in zwei Bauphasen realisiert werden: Haus 1 bis 4 mit 66 Mietwohnungen, Haus 5 bis 10 mit 112 Mietwohnungen.

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Pferd kommt zu Besuch

Wobei das Haus 10 ein ganz besonderes Wohnhaus ist: Der benachbarte Lichtblickhof, das vom Verein e.motion betriebene Pferdetherapiezentrum für schwerkranke und traumatisierte Kinder, übernahm das gesamte Gebäude als Wohnheim.

Sowohl Therapeuten als auch betreute Kinder – meist mit begleitenden Eltern – leben seit Kurzem in den Wohnungen, die nicht nur barrierefrei sind, sondern sogar Pferden den Zugang zu den kleinen Patienten, auf der Terrasse, in der Küche und in den Zimmern ermöglichen.

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Pavillons zum Wohnen

Die Tätigkeit der Gesiba ist damit aber längst nicht abgeschlossen: Sechs bestehende Pavillons werden ab Oktober 2022 ebenfalls in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt für insgesamt 124 Wohnungen revitalisiert, die ersten werden bis Mitte 2024 fertiggestellt sein. „25 Prozent aller Wohnungen stehen übrigens für betreutes Wohnen in Kooperation mit der Caritas zu Verfügung“, erzählt Bauleiter Alfred Putz.

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