Jetzt oder nie: Saubermachen
Von Ulla Grünbacher
Nach der kalten Jahreszeit, wenn die Sonne die Wohnräume durchleuchtet, wird erst klar, wie viel Staub sich angesammelt hat. Jetzt, wo man durch die Ausgangsbeschränkung mehr Zeit zu Hause verbringt, fallen die Stellen, die schon lange keinen Besen mehr gesehen haben, besonders störend ins Auge. Und lassen auch jene zu Tuch und Mittel greifen, die wahre Putzmuffel sind.
Cleanfluencer machen es vor
Unterstützung bekommt dieser Trend von den
Marie Kondos dieser Welt. Auf
YouTube und
Instagram boomen Videos, wo sogenannte „Cleanfluencer" zeigen, wie sie den Wischmopp schwingen. Da werden Putzpläne erstellt, wie oft die Woche gesaugt und gewischt wird, sowie persönliche Reinigungstipps in Life Hacks verraten. Auch Ratgeber wie „Putz dich glücklich“ von der Britin „Mrs. Hinch“ haben Hochsaison.
Sauberkeit vermittelt Sicherheit
Doch warum schaut man sich gerne an, wie andere putzen? In einer zunehmend bedrohlichen Welt vermittelt ein sauberes Heim das Gefühl, dass man alles im Griff hat.
4,1 Stunden pro Woche wenden die Österreicher durchschnittlich fürs Putzen auf, so das Ergebnis der Cif-Studie 2020. Die Mehrheit greift zumindest einmal die Woche zu Staubsauger und Wischmopp. Doch nur ein Drittel der Österreicher weiß auch, welche Reiniger für welchen Zweck eingesetzt werden oder kennt die konkreten Pflegeanleitungen.
Tipps vom Profi
Einer, der anderen beibringt, wie man professionell reinigt, ist
Christoph Guserl, Geschäftsführer der Gebäudereinigungsakademie. Er ist überzeugt, dass regelmäßiger Hausputz essenziell für den Werterhalt von Immobilien ist. Im Gespräch mit IMMO verrät der Experte, worauf es dabei ankommt und wie man Fehler vermeidet.
Auf das richtige Mittel setzen
Bevor man sich für einen
Reiniger für eine bestimmte Oberfläche entscheidet, muss man wissen, was man im Reinigungsprozess entfernen will. Eine organische Substanz wie (pflanzliches) Fett oder ein anorganischer beziehungsweise mineralischer Schmutz wie Kalk, Rost oder Urinstein? Gegen Kalk, Rost und Urinstein hilft eine Säure – Essig ist aber weniger gut geeignet, da dabei gesundheitsschädliche Dämpfe entstehen.
Öle und Fette lassen sich durch alkalische, tensidhaltige Reinigungsmittel verseifen. Einer der häufigsten Fehler dabei: man nimmt viel zu viel Putzmittel. Lieber sparsam verwenden. Das Mittel kommt nicht auf die Oberfläche, sondern auf das Mikrofasertuch.
Um für Hygiene zu sorgen, gibt es ein Vier-Farben-System: Küche, Bad, WC und der Rest der Wohnung brauchen jeweils eigene Reinigungsmaterialien, damit Keime nicht verschleppt werden. Konkret: gelbe für das Bad, rote für das WC, grüne für die Küche und blaue für die Oberflächen von Möbelstücken.
Tipp vom Experten: Ein gefaltetes Mikrofasertuch hat 16 saubere Seiten!
Oberflächen: Von Parkett bis Fliesen und Teppich
Fenster: Mit einem Seifenreiniger mit Alkohol wird die Glasfläche eingelassen, mit einem Schaber kann Insektenkot entfernt werden. Dann wird das Fenster mit einem Abzieher mit einer Gummilippe von oben nach unten abgezogen. Der Rahmen wird mit einem Mikrofasertuch gereinigt. Für Dachfenster oder Fenster im ersten Stock eignet sich eine Teleskopstange mit Osmosewasser, denn dieses trocknet streifenfrei auf
Parkett: Wird nur feucht gewischt. Der Staub kann auch mit einem Mikrofasertuch, besprüht mit etwas Glasreiniger, entfernt werden
Feinsteinzeug/Fliesen: Diese werden mit einer geringen Menge an tensidfreiem Reiniger gewischt
Laminat: Sollte nicht nass gereinigt werden. Besser eignet sich ein Mikrofasertuch, das mit einem Glasreiniger eingesprüht wird
Teppich: Dieser wird in erster Linie gesaugt, er braucht aber zusätzlich alle ein bis zwei Jahre eine Grundreinigung, bei der die Oberfläche einshampooniert wird. Das sollte vom Experten gemacht werden, da die Art der
Reinigung vom Material des Teppichs (Wolle, synthetische Fasern, etc.) abhängt
Oberflächen in der Küche: Diese werden mit einem alkalischen Reiniger eingelassen, dann lässt man das Ganze einwirken. Zum Schluss werden die Oberflächen mit Wasser abgespült
Oberflächen im Bad: mit einem sauren Reiniger putzen. Wichtig dabei ist, nie zu scheuern, denn dabei wird die Oberfläche zerkratzt
5 Fehler und ihre Vermeidung
1. Falsche Chemie
Jede Oberfläche benötigt den für sie passenden Reiniger – Allzweckreiniger funktioniert nicht. Verwendet man zum Beispiel einen Badreiniger auf einer Marmor-Oberfläche, dann ist diese anschließend kaputt, denn die Säure nimmt dem Stein den Glanz
2. Falsches Material
Baumwolltücher hinterlassen Fusseln, besser sind Mikrofasertücher
3. Falsche Einwirkzeit
Alkalische Reiniger brauchen eine gewisse Zeit, bis sie wirken. Einmal drüberwischen hat also keinen Effekt.
4. Zu hohe Temperaturen
Kommt die Chemie mit zu warmen Wasser in Verbindung, verdampft der Alkohol, der darin enthalten ist. Die Folge sind zum Beispiel Schlieren beim Fensterputzen
5. Fehlende Ausrüstung
Egal, was gereinigt, wird: der Experte empfiehlt, bei jedem Arbeitsschritt Gummihandschuhe zu tragen. Denn die Reiniger greifen die Haut an, die Tenside binden ja fett und ziehen daher auch die Hautfette ab