Das Büro als Club: So modern ist das neue Office von Vitra
Von Angelika Groß
Schreibtische, die in langen Reihen neben- und hintereinander aufgestellt sind, Rasterdecken aus Styropor, und statt Tageslicht beleuchten grelle Neonröhren den dunklen Raum. Aufs Großraumbüro hat spätestens seit der Corona-Pandemie niemand mehr Lust. Aber wie bringt man seine Mitarbeiter zurück ins Büro? Das Schweizer Möbelunternehmen hat ein völlig neues Bürokonzept erstellt. Der KURIER hat sich das beim Hauptsitz des Unternehmens in Basel vor Ort genauer angesehen.
Modell eines neuen Arbeitsplatzes
„Club Office“ nennt Vitra sein Modell des neuen Arbeitsplatzes, das nach der pandemiebedingten Homeoffice-Phase wieder mehr Leben ins Büro bringen soll. „Club“, weil es um Zusammengehörigkeit, Austausch und das gemeinsame Erreichen von Zielen geht. Nora Fehlbaum, CEO von Vitra, möchte das Büro grundsätzlich attraktiver gestalten: „Es muss heute einen Mehrwert bieten. Das Büro muss mehr sein, als ein Ort zum Arbeiten“, erklärt sie.
Gemütliche Einrichtung
Was Fehlbaum konkret damit meint, wird beim Betreten des „Club Office“ schnell klar: Statt auf nüchterne Einzelbüros in unterschiedlichen Grautönen, trifft man hier auf warme Farben, gemütliche Sofa-Kreise, eine einladend gestaltete Kaffeebar und natürliches Tageslicht. Hier vergisst man schnell, dass man sich eigentlich in einem Büro befindet. Stattdessen möchte man es sich gerne auf einem der „Soft Work“-Sitzsysteme gemütlich machen und seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Unterschiedliche Bereiche
Auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern vereint das „Club Office“ unterschiedliche Bereiche. „Die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden selbst, wie sie den Raum für sich und ihre Bedürfnisse verwenden“, sagt Pirjo Kiefer, Head of Consulting & Planning bei Vitra. Das funktioniert durch flexibel einsetzbares Mobiliar, wie zum Beispiel die „Dancing Wall“ von Vitra, eine mobile Trennwand, mit der sich Räume in unterschiedliche Zonen gliedern lassen.
Atmosphäre ist wichtig
Dabei ist die Atmosphäre besonders wichtig: „Es darf nicht zu leise sein, die Leute sollen das Gefühl haben, sie können sich unterhalten“ , meint Chief Design Officer, Christian Grosen. Und tatsächlich ist das Vitra „Club Office“ – trotz der bestehenden Möglichkeit auf Homeoffice – gut besucht. An der Kaffeebar unterhalten sich angeregt Kollegen miteinander, am „Soft Work“-Sofa, einem Sitzsystem, entworfen von Edward Barber & Jay Osgerby, mit integrierten Tischen sowie Strom- und Lademöglichkeiten , wird in gemütlicher Atmosphäre gearbeitet.
"Ein Büro muss ein Magnet sein"
Tim Reusch, ebenfalls Leiter des Consulting & Planning Studios, betont, dass der soziale Faktor bei der Arbeit schon immer wichtig gewesen sei, dass sich dies jedoch während der Pandemie noch verstärkt habe: „Ein Büro muss ein Magnet sein, der Menschen anzieht und zusammenführt. Innerhalb des Unternehmens und darüber hinaus.“ Wer jetzt denkt, im „Club Office“ wird nur geplaudert, der irrt. An Rückzugsorte zum konzentrierten Arbeiten wurde bei der Gestaltung selbstverständlich mitgedacht. Rote Regalwände mit integriertem Schreibtisch und Leselampe, laden hinter einem Vorhang zum produktiven Arbeiten ein.
Ein Dschungel im Büro
Zum Abschluss präsentiert Reusch dann sein absolutes Highlight: „The Jungle“. Eine schmale Stiege führt nach oben in einen von grünen Pflanzen umgebenen, offenen Raum. In der Mitte steht ein gemütliches Sofa, aus kleinen Boxen ertönt ein sanftes Vogelgezwitscher. „Der „Jungle“ ist ein echter Hit. Hier finden gelegentlich gemeinsame Fußballabende statt, aber es werden auch Rituale, wie das gemeinsame Zusammenkommen nach der Arbeit, geschaffen.“ Schließt man hier für einige Sekunden seine Augen, fühlt man sich tatsächlich ein bisschen wie im Dschungel.