Homestory bei Blanche-Designerin: Altes, Neues und Weißes
Von Nicole Zametter
Das Trappeln kleiner Füße am Parkett. Ein strahlender Dreijähriger, der es liebt, im Kreis durch alle Zimmer laufen zu können – Erinnerungen, die zur Miet-Entscheidung geführt haben und bereits fünfzehn Jahre zurückliegen. So lange lebt Designerin Elke Bocksrucker in der 125 m2 Altbauwohnung in Wien-Margareten bereits. Gemeinsam mit Mann Gerhard und Sohn Paul – noch, denn der Maturant wird in den nächsten Monaten ausziehen. Für das Kabinett, das bisher sein Reich war, gibt es noch keinen Plan: „Das Loslassen fällt schwer“, gibt Elke zu. Dabei hat die Unternehmerin seit gut einem Jahr ein neues „Baby“: Mit ihrem Label Blanche hat sich die Grafikerin einen lange gehegten Traum erfüllt: „Als Artdirektorin entwerfe ich viel für andere. Jetzt war es Zeit für mein eigenes Projekt. Bei Blanche kann ich mit Typografien spielen, wie auf den Notizbüchern oder mich mit Fotos austoben, bei meinen Grußkarten.“
Elkes Gespür für Gestaltung ist auch prägend im Wohnraum. Sie kümmert sich zum Beispiel um die Wände. Diese sind zwar prinzipiell weiß, aber geschmückt mit zahlreichen Bildern. Einzeln oder in Gruppen zieren gerahmte Fotografien – meist von ihrem Mann Gerhard Schmolke, Werbefotograf – Zeichnungen oder große Gemälde von befreundeten Künstlern die ganze Wohnung. „Besonders stolz bin ich auf das comichafte Gemälde von Laura, der Freundin meines Sohnes. Es hängt erst seit wenigen Tagen da. Ich bin fasziniert von den Figuren und Farben. Das Bild trägt den Titel „Liebes Christkind, ich habe den Osterhasen umgebracht“ und ist ein Blickfang im Wohnzimmer“, erzählt Elke begeistert.
Das Interieur hingegen ist eher Männersache, gibt Elke zu. „Wir beide lieben den Midcentury-Stil, dennoch ist Gerhard federführend, was das Einrichten betrifft. Über die Jahre wurden fast alle Möbelstücke gegen Originale aus den Fünfzigern oder Sechzigern getauscht.“ Besonders glücklich ist Bocksrucker über die „neue“ Küche: „Das Schmuckstück stand bis vor Kurzem bei einer Optikerin auf der Mariahilferstraße. Bei der Geschäftsauflösung haben wir zugeschlagen.“
Neben den optischen Vorzügen der Vintage-Möbel steht der Nachhaltigkeits-Aspekt im Fokus. „Alte Möbel sind meist strapazierfähiger als neue und bieten mehr Platz.“ Auch Stauraum gibt es in der Wohnung, aber gut versteckt: Das gesamte Vorzimmer ist mit einem alten Einbauschrank versehen, der weitere Kästen überflüssig macht. „Zum Glück ließ er sich nicht mehr ausbauen und blieb uns erhalten.“ An Ausziehen wird hier nämlich, trotz Dauerbaustelle gegenüber, noch lange nicht gedacht.