Immobilien: Das bringt 2023 für Eigentümer, Mieter und die Branche
Von Vanessa Haidvogl
Immobilien werden auch 2023 hoch im Kurs stehen, sind sich die befragten Experten einig. Betongold ist schließlich immer ein sicherer Hafen, vor allem in Krisenzeiten. Da sowohl die Baukosten aufgrund der Rohstoffpreise als auch die Grundstückspreise hoch sind, werden neue Projekte weiterhin ihren Preis haben.
Aber der Markt wird sich nach einem guten ersten Halbjahr 2022 abkühlen. Denn es gibt Faktoren, die den Marktteilnehmern Sorgen bereiten: Das sind die gestiegenen Zinsen, welche die Wohnkredite verteuern, und die strengeren Vergaberichtlinien bei Krediten. Hinzu kommt das Bestellerprinzip bei Mietwohnungen, dieses wird allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte schlagend werden. Das alles wird Veränderungen für die Branche bringen.
Angebot steigt
Die Nachfrage nach Wohnimmobilien wird sinken, das Angebot hingegen steigen und das wird zu einer Abflachung der Immobilienpreise führen, fasst der diese Woche präsentierte Remax Real Estate Future Index den Ausblick auf 2023 zusammen. Dieser Index ist die Summe von rund 600 Immobilienexperten-Meinungen in ganz Österreich.
Die Prognose in Zahlen: Das Immobilienangebot wird um fast acht Prozent steigen, die Nachfrage sinkt jedoch um fast elf Prozent, was die Situation für Wohnraumsuchende verbessern wird. Alleine im Dezember waren rund 91.000 Wohnimmobilien auf dem Markt, was einem Anstieg von mehr als 36 Prozent gegenüber Dezember 2021 bedeutet.
Preise sinken
Der Preistrend bei Wohnimmobilien zeigt erstmals seit 2015 wieder nach unten. Der Index erwartet, dass die Immobilienpreise in Österreich im Schnitt um 6,8 Prozent sinken werden. Die Wertsteigerung aus 2022 wird somit 2023 mit großer Wahrscheinlichkeit wegschmelzen.
Im Trend Mietwohnungen: Am stärksten nachgefragt sind 2023 Mietwohnungen in allen Lagen. Wenn die Preise für Eigentumswohnungen zurückgehen und die Mietnachfrage steigt, kann das auch die Attraktivität von Anlegerwohnungen wieder steigern.
Wir haben Vertreter der Immobilienwirtschaft nach ihren Einschätzungen gefragt, wie sich der Markt entwickeln wird und welche Herausausforderungen warten.
Andreas Holler, Geschäftsführer der BUWOG Group GmbH: „Im kommenden Jahr werden Baustarts vorübergehend aufgeschobenen werden – auch wir sehen uns das aktuelle Marktgeschehen genau an und prüfen alle derzeit geplanten Projekte. Derzeit ist die Nachfrage nach Wohnungen aber weiterhin gut, speziell von Eigennutzern.“
Alexander Nußbaumer, Vorstand der ZIMA Unternehmensgruppe: „Inflation, gestiegene Zinsen, hohe Baukosten – diese Themen werden die Bauwirtschaft auch 2023 begleiten. Der Markt wird eine Professionalisierung erfahren, schwächere Markteilnehmer werden verschwinden. Auch die Baukosten werden auf absehbare Zeit nicht sinken.“
Marion Weinberger-Fritz, Geschäftsführerin der Raiffeisen Vorsorge Wohnung GmbH: „Wenn ausreichend Eigenmittel vorhanden sind, spricht die Sicherheit der Veranlagung und die Schaffung künftiger Werte weiterhin für Eigentum. Fakt ist aber, dass die Mietnachfrage aufgrund der strengeren Kreditvergaberichtlinien und der steigenden Zinsen gestiegen ist.“
Anton Holzapfel, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI): „Quasi als Weihnachtsgeschenk wurde die ‚Frohbotschaft’ der Regierung verkündet, der Mieter müsse nun endlich keine Provision mehr zahlen. Die Botschaft an viele Mitarbeiter von Maklerfirmen im großstädtischen Bereich lautet hingegen, dass sie mit Kündigung rechnen müssen.“
Michael Buchmeier, Vorstandsmitglied der ÖRAG: „In Anbetracht der Tatsache, dass das Bestellerprinzip mit 1. Juli eingeführt wird, wird die Nachfrage nach Mietwohnungen anhalten. Lediglich eine Veränderung der Kreditrichtlinien könnte die Menschen wieder am persönlichen Vermögensaufbau unterstützen.“
Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B Gruppe AG: „Nachdem wir einige Zeit mit steigenden Rohstoffpreisen konfrontiert waren, zeigt sich schon eine Entspannung am Weltmarkt. Interessant wird es, ob die handelnden Firmen diese Rückgänge auch weitergeben werden.“
Gerald Gollenz, Fachverbandsobmann der Immobilientreuhänder: „Das erste Halbjahr wird sicher noch herausfordernd, aber ab Mitte des Jahres erwarte ich wieder eine Normalisierung des Marktes, sowohl angebots- wie auch nachfrageseitig. Das größte Problem wird das hohe Niveau der Energiekosten sein.“
Denise Smetana, Vertriebsleiterin der Haring Group: „Trotz erschwerender Umstände am Immobilienmarkt mit Inflation, gestiegenen Kreditzinsen und erschwerten Finanzierungsbedingungen ist unsere Verkaufspipeline gut gefüllt, sodass wir 2023 zuversichtlich entgegensehen.“
Roland Pichler, Geschäftsführer der DWK Die Wohnkompanie: „Preissteigerungen sind derzeit in aller Munde, besonders wenn es um Strom und Gas geht. Leistbarer Wohnraum bedeutet für uns auch, ökologisch sinnvolle Konzepte zu entwickeln, die langfristig und somit auch nachhaltig zu geringeren Kosten im laufenden Betrieb führen.“