Fünf Gründe, warum der A380 scheitern musste
Von Anita Staudacher
Mit viel Pomp abgehoben, auf den Boden der Tatsachen gelandet: Nur zehn Jahre nach dem ersten kommerziellen Flug stellt der europäische Flugzeugbauer Airbus seinen Prestigeflieger A380 wieder ein. Die letzte Auslieferung des größten Passagierflugzeuges der Welt ist für 2021 geplant, teilte Airbus am Donnerstag mit. Es ist ein Ende mit Ansage, ein frühes Aus zeichnete sich schon seit Jahren ab. Aus folgenden Gründen:
1. Zu groß
Groß, größer, noch größer. Der irre Wettbewerb zwischen den USA und Europa um den Bau des größten Passagierflugzeuges stieß zwangsläufig an seine Grenzen. Der A380 hat diese laut vielen Kritikern überschritten. Airbus-Rivale Boeing war von Anfang an skeptisch, dass der Konkurrenz-Flieger auf Dauer überlebensfähig ist - und sollte Recht behalten. Schon beim ersten kommerziellen Flug 2007 war klar, dass der internationale Trend zu kleineren, flexibleren Flugzeugen geht. Zudem kam, dass die Flughafen-Infrastruktur für Riesen wie den A380 nicht ausgelegt war und so nur bestimmte Ziele überhaupt infrage kamen. Teure Umbauten wie auch am Flughafen Wien wollten und konnten sich nicht alle leisten.
2. Zu unwirtschaftlich
Kritiker warnten von Anfang an: Passagierflugzeuge in dieser Größe zu bauen ist nichts anderes als Gigantomanie. Allein die Entwicklungskosten des A380 sollen zwischen 12 und 20 Milliarden Euro verschlungen haben. Nötige Nachrüstungen kosteten weitere Milliarden. Um die enormen Kosten wieder hereinzuspielen, hätte es wesentlich mehr Kunden benötigt. Doch die Wachstums-Prognosen für den Langstrecken-Verkehr waren zu optimistisch. Die meisten Fluglinien setzen auf günstigere, mittelgroße Jets, die mit nur zwei Triebwerken auskommen.
3. Zu wenig Kunden
Airbus hat von Anfang an den Markt für Riesenflieger überschätzt. Um die großen Flieger zu füllen, die bis zu 800 Leute auf einmal transportieren können, ist man auf Hub-Passagiere angewiesen. Nur die größten Fluggesellschaften kamen daher als Kunden infrage. Zuletzt hing das Fortbestehen einzig und allein an der Bestell-Liste des Hauptkunden Emirates. Die arabische Fluggesellschaft kaufte mit 108 Maschinen fast die Hälfte aller Riesen-Flieger und baute damit Dubai zum internationalen Drehkreuz aus. Nur ihr gelang es somit, ein Geschäftsmodell rund um den A380 aufzubauen. Bis jetzt. Doch Emirates reduzierte jetzt ihre Bestellung um 39 Stück. Airbus fuhr daraufhin die Jahresproduktion von zuletzt bis zu 30 Maschinen auf nur noch sechs Exemplare zurück.
4. Zu unflexibel
Hohe Betriebskosten und geringe Flexibilität auf der Langstrecke machten den A380 für Fluglinien zunehmend unattraktiv, besonders wenn der Riesenjet nicht voll besetzt ist. Airbus macht sich selbst Konkurrenz mit anderen, wendigeren Flugzeug-Modellen wie dem A350, dessen Betriebskosten deutlich niedriger sind. Auch die kleineren Maschinen der A320-Familie sind ein Kassenschlager.
5. Zu unökologisch
Von Anfang an gab es Kritik von Umweltschützer am enormen Ressourcenverbrauch des Giganten der Lüfte. Mit einem Startgewicht von 560 Tonnen - das entspricht dem Gewicht von 112 Elefanten! - gilt der A380 auch als zu schwer, der Treibstoffverbrauch ist entsprechend groß. So kann ein Flieger bis zu 310.400 Liter Kerosin tanken. Das entspricht der Menge von 940.606 Cola-Dosen. Die Lärmbelastung ist zwar dank moderner Technik geringer als bei anderen Langstreckenflugzeugen, jedoch immer noch höher als etwa beim A350. Die Rechnung, größere Flugzeuge bedeutet weniger Flüge, geht bei Unterauslastung nicht auf.
Ein weiteres Riesenproblem lautet: Wohin mit den gebrauchten Maschinen? „Der Markt für das Flugzeug ist mausetot“, sagte der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt Anfang Jänner.Obwohl gebrauchte Flieger nicht einmal die Hälfte ihrer Lebensdauer erreicht haben, will sie keine Airline mehr haben. So wurde kürzlich bereits nach elf Jahren Flugdauer ein A380, den die Singapore Airlines geleast hatte, wieder in seine Einzelteile zerlegt. Verkauft werden können maximal die Triebwerke, der Rest landet auf dem Abwrack-Friedhof.