"Frauen sind am Kapitalmarkt kaum aktiv"
Dass Österreich kein Land der Aktionäre ist, hat sich bereits herumgesprochen. Doch bei genauerer Betrachtung tun sich größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf. Nur elf Prozent der Österreicher besitzen Anteile an Investmentfonds. Bei Frauen sind es nur sieben, bei Männern immerhin 14 Prozent. Das zeigt eine Spectra-Umfrage im Auftrag der Raiffeisen KAG unter 2.212 Befragten.
Noch deutlicher sind die Unterscheide bei Investments in Einzelaktien (8 zu 21 Prozent), Edelmetallen (13 zu 19 Prozent) und Fondssparen (14 zu 23 Prozent). Das Bild dreht sich dann, wenn es konservative und verlustbringende Anlageformen geht. Dem Sparbuch halten 55 Prozent der Frauen die Treue, Männer nur 50 Prozent. Einen Bausparer besitzen 42 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer.
Inaktiv
„Frauen sind am Kapitalmarkt kaum aktiv“, bedauert Ingrid Szeiler, Chief Investment Officer in der Raiffeisen KAG. 36 % aller befragten Frauen (Männer 25 Prozent) würden ein Investment in einen Fonds überhaupt ausschließen. „Das ist ernüchternd. Frauen sollten ein bissl mutiger werden. Sie lassen die Chancen der Kapitalmärkte einfach liegen.“
Es gelte das Bewusstsein zu schärfen, Geld in riskantere Anlagen zu investieren. Natürlich könne kurzfristig am Kapitalmarkt Geld verloren gehen, doch langfristig sei es die bessere Alternative. Es gehe dabei auch um die Pension, die im Durchschnitt geringer als jene der Männer sei.
Entmystifizierung
Christiane Flehberger, Leiterin des Institutionellen Kundengeschäfts bei der Raiffeisen KAG, sieht dazu zwei Ansätze. „Unsicherheit und Unwissen sind die Hauptgründe für die Zurückhaltung.“ Daher gelte es, vor allem bei jüngeren Generationen die Finanzbildung zu intensiveren. „Es geht um die Entmystifizierung des Themas. Es ist nichts, vor dem man Angst haben muss.“
Zweite Stoßrichtung sei das Thema Nachhaltigkeit. „Frauen haben hier einen größeren Anspruch“, sagt Flehberger, was auch die Umfrage belegt. Doch während 91 Prozent angeben, dass Nachhaltigkeit für sie im Alltag sehr wichtig oder wichtig sei, würden nur 13 Prozent Geld in Form von nachhaltigen Fonds anlegen.
Bewusstschein schaffen
„Das wollen wir ändern. Wir wollen Bewusstsein dafür schaffen, dass Menschen gerade beim Anlegen und Vorsorgen viel bewirken können. Denn hier geht es darum, gemeinsam Finanzströme umzulenken und verantwortungsvolles Wirtschaften sowie nachhaltige Produkte zu fördern“, so Flehberger.
Mit 50 Euro pro Monat könne man mit einem überschaubaren Betrag über einen Fondssparplan nachhaltig vorsorgen. Das wäre auch mit geringeren Einkommen machbar und von der Höhe her kein Unterschied zu Bausparen. Mit einem gemischten Fonds ließen sich die Risiken zudem stärker streuen. „Und bezüglich Rendite gibt es keinen Unterschied zu normalen Fonds.“