Wirtschaft

Historischer Tiefstand: Euro-Kurs erstmals seit 2002 unter 1 Dollar

Der Euro bleibt auf Talfahrt, der US-Dollar legt unaufhörlich zu und gilt wieder als sicherer Hafen für Investoren aus der ganzen Welt.

Konkret war am Dienstag nach zwei Jahrzehnten erstmals die Parität zum US-Dollar erreicht worden. Und am Mittwoch ging es weiter bergab, der Euro sank unter die Parität zum Dollar und notierte nur noch bei 0,9999 Dollar.

Und wegen des Krieges in der Ukraine, der Energiekrise samt den Rezessionsängsten in Europa und nicht zuletzt der zögerlichern EZB-Zinspolitik ist eine rasche Trendumkehr auch nicht in Sicht.

Der Euro hat gegenüber dem Dollar kräftig verloren. Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht?

Für Exporteure etwa aus Deutschland oder Österreich ist ein schwacher Euro natürlich gut. Ihre Ausfuhren verbilligen sich, mehr Gewinn winkt. Profiteure sind auch US-Touristen, die nach Europa kommen. Ihr Urlaub verbilligt sich, weil sie für die gleiche Menge an Euro weniger Dollar hinblättern müssen. Umgekehrt verteuern sich USA-Reisen für Touristen aus Europa deutlich. Und vor allem werden die Importe nach Europa immer teurer – das betrifft vor allem die Rohstoff- und Energieimporte, die in Dollar abgerechnet werden. USA- und Börsenexpertin Monika Rosen sagt zum KURIER: „In Zeiten einer hohen Inflation heizt ein schwacher Euro die Teuerung deshalb zusätzlich an.“

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Welche Rolle spielen die Notenbanken?

Die US-Notenbank Fed hat mehr Spielraum für Zinserhöhungen und damit auch schon begonnen. Höhere Zinsen machen Anlagen im Dollarraum attraktiver. Umgekehrt hat die EZB aus Angst vor einem schweren Wirtschaftseinbruch bisher nur Ankündigungen im Kampf gegen die Rekordinflation gemacht. Erst bei ihrer Sitzung am 21. Juli wird der erste Zinsschritt erwartet.

Wohin geht die Reise mit dem Euro?

Die USA sind von unseren Problemen mit Moskau ein gutes Stück weiter entfernt, sprich weniger betroffen. Europa gilt spätestens seit Kriegsbeginn in der Ukraine als wirtschaftliches Hochrisikogebiet. Das dürfte sich nicht allzu schnell ändern. Die Deutsche Bank geht auf Sicht von einem Euro-Dollar-Kurs von 0,95 (also unter der Parität) aus. Dollar zu kaufen, kann also – ohne Gewähr – ein Geschäft sein.

Und was macht Gold?

In unsicheren Zeiten steigt der Goldpreis normalerweise immer, aktuell befindet sich Gold aber auf einem Neunmonatstief. Ein starker Dollar und die steigenden Zinsen drücken auf den Goldpreis.