Wirtschaft

Der grün-gekaperte Gipfel: Alle Augen auf Greta Thunberg

An gekrönten und ungekrönten Häuptern, Staats- und Regierungschefs, Weltbank- und anderen Präsidenten, Ministern und CEOs der namhaftesten Unternehmen hat es dem World Economic Forum noch nie gemangelt.

Aber noch selten waren die Augen der europäischen Medien plus Social Media so gespannt auf Davos gerichtet, wie sie es am Dienstag sein werden: Wie wird Greta Thunberg ihren Auftritt vom vergangenen Jahr toppen? Jene Rede, in der sie das Bild von der Erde in Flammen malte und rief: "Alle sollen die Angst spüren, die ich jeden Tag spüre. Ich will, dass ihr in Panik geratet."

Das war mit der Auftakt dafür, dass Umwelt und der galoppierende Klimawandel in den vergangenen 12 Monaten zum Thema Nummer 1 in Medien, Schulen, Wirtschaft und Politik wurden.

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Daneben verblasst die Frage, ob US-Präsident Donald Trump anreist oder, wie im vergangenen Jahr, wieder absagt. Ein erstes Transportflugzeug des Präsidenten war schon vergangene Woche in der Schweiz gelandet, aber dann ließen abgesagte Interviewtermine Gerüchte auftauchen, der – klimaunfreundliche – Präsident könnte schwänzen.

Weniger, weil ihm Greta Thunberg neuerlich, so wie zuletzt in den USA, medienwirksam eine Begegnung verweigern würde, sondern weil am Dienstag im US-Senat das Impeachment-Verfahren voll anläuft.

Egal, die schwedische Umweltaktivistin ließ schon eine Forderung an die WEF-Teilnehmer wissen: Alle Teilnehmer, ob Unternehmen, Organisationen oder Regierungen, hätten "unverzüglich und vollständig" alle Investitionen in fossile Brennstoffe zu beenden.

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Das WEF seinerseits ist bemüht, sich das Forum nicht von Greta Thunberg "kapern" zu lassen – und setzt selbst auf das Thema Umwelt, als wäre es immer schon das ureigenste der Davos-Runde gewesen. "Stakeholder für eine kohäsive und nachhaltige Welt" lautet das Motto etwas trocken, man will über Klimawandel und den Schutz der biologischen Vielfalt reden (über die Vermeidung von Technologiekriegen und anderen Konflikten in der Welt auch).

Zusätzlich zu Greta Thunberg sind weitere "zehn wichtige Teenager" als Vertreter der jungen Generation eingeladen, dafür keine Vertreter der Stahlindustrie. "Die Welt befindet sich in einer Krisensituation", sagte WEF-Gründer Klaus Schwab im Vorfeld, die Zeit zum Handeln werde immer knapper. Greta Thunberg habe man eine Plattform gegeben, er freue sich, dass sie komme.

 

Kurz zu Europas Zukunft

Am letzten Tag des Forums tritt auch Bundeskanzler Sebastian Kurz, einer von 53 teilnehmenden Staats- und Regierungschefs, ans Rednerpult. Und spricht über Klimawandel, Europas Zukunft und ein bisschen auch über die neue, umweltbewegte Regierung in Österreich.

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