Wirtschaft

Das braucht die Börse, um wirklich Wohlstand zu verteilen

Kapitalmarkt: Börse-Chef Christoph Boschan will bei der Steuerreform klare Signale für die Förderung von individueller Geldanlage. Gutverdiener haben alle Aktien, jene mit niedrigen Einkommen so gut wie gar keine. Das bedeutet: Jene, die ohnehin über viel Geld verfügen, scheffeln gute Renditen. Jene, die Renditen brauchen könnten, geben sich mit Sparzinsen zufrieden, die mit freiem Auge kaum wahrnehmbar sind. Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, kann die Veranlagungstaktik der Österreicher nicht nachvollziehen. „Der Kapitalmarkt ist eine Wohlstands-Verteilmaschine“, sagt er. Wenn er das nicht ist, sei das nicht fair in einem Sozialstaat wie Österreich. Boschan sieht mehrere Hebel, mit denen die Politik für mehr Fairness sorgen sollte.

- Steuerliche Anreize

„Wer den Kapitalmarkt entwickeln will, muss steuerliche Anreize schaffen“, sagt Boschan. Die Reduktion der Wertpapier-Kapitalertragsteuer von 27,5 auf 25 Prozent wäre da nur ein erster kleiner Schritt. Möglich wäre etwa eine Befreiung von der Kapitalertragsteuer (KeSt) für kleinere Einkommen. „Ob bis 20.000 oder 50.000 Euro Einkommen, da kann man sich trefflich streiten.“

- Spekulationsfrist

Zum steuerlichen Anreiz gehört für Boschan auch, dass wieder eine Spekulationsfrist (Behaltedauer) eingeführt wird, nach der realisierte Kursgewinne steuerfrei sind. Diese Frist könnte ein Jahr, aber auch ein halbes Jahr ausmachen, sagt Boschan.

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- Verlustvortrag

Wenn der Aktionär mit Gewinn verkauft, will der Staat seinen Steueranteil. Wenn allerdings mit Verlust verkauft wird, bleibt der Staat außen vor. „Das ist ärgerlich“, so Boschan, der einen unbegrenzten Verlustvortrag einfordert. So kann der Verlust mit Gewinnen in den Folgejahren gegengerechnet werden.

- Wissen

Um zu eruieren, wie es um das Wirtschaftswissen steht, müsse Österreich unbedingt das entsprechende Pisa-Modul (Financial Literacy) mitmachen. Boschan: „Es ist vollkommen unverständlich, dass Österreich und Deutschland da nicht mitmachen.“ Nächster Schritt wäre es, Wirtschaftsbildung zum verpflichtenden Teil der Lehrpläne zu machen.

Den potenziellen Anlegern legt der Börse-Chef ans Herz: „Wenn ich an Wirtschaftswachstum und Innovationen glaube, muss ich das für mich nur noch umsetzen.“ Also ein iPad nicht nur benutzen, sondern auch in Apple investieren. Und über die Wiener Börse sagt er: 85 Prozent der heimischen Aktien seien in ausländischer Hand. „Warum geht die Kohle ins Ausland?“