Coronajahr: Wie Hunde und Katzen die Wirtschaft ankurbeln
Von Simone Hoepke
So gut wie jeder zweite Haushalt in Österreich hat ein Haustier. Allein 1,8 Millionen Katzen und 800.000 Hunde leben laut Statistik in Österreichs Haushalten (letzte verfügbare Zahlen aus dem Jahr 2019). Tendenz stark steigend. Denn in Zeiten von Homeschooling und Homeoffice sind viele auf den Hund, die Katz’ oder den Wellensittich gekommen.
Anders formuliert: Das Geschäft rund ums Haustier boomt. Auch, weil immer mehr Geld für die Tiere ausgegeben wird. Speziell wenn die Halter Singles sind, zeigen einschlägige Umfragen.
Einer, den das besonders freut, ist Torsten Toeller. Der Gründer der deutschen Fressnapf-Gruppe hat eine Handelskette mit 1.700 Standorten in elf Ländern aufgezogen und am Mittwoch das größte Umsatzwachstum der 30-jährigen Unternehmensgeschichte bekannt gegeben. Der Umsatz stieg im Corona-Jahr um 15 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro. Und das Ende der Fahnenstange ist laut Toeller noch lange nicht erreicht. Für das laufende Jahr peilt er ein Plus von zehn Prozent an. 2021 werde er weitere Geschäfte – vor allem in Polen und Frankreich – eröffnen. Generell erwartet er „eine Konsolidierung des Marktes, weil kleinere Anbieter die Kosten für die Digitalisierung nicht stemmen können und damit weiter ins Hintertreffen geraten“.
Eine Einschätzung, die Andreas Popper, selbst Zoofachhändler in Wien und Klosterneuburg, teilt. „In Österreich haben wir rund 1.000 Zoofachhändler, eine Zahl, die seit Jahren stagniert“, sagt der Branchensprecher. Und zwar seit den 1950er Jahren.
700-Millionen-Markt
Einen immer größeren Teil des auf 700 Millionen Euro geschätzten Heimtiermarktes holen große Ketten, allen voran Fressnapf mit einem Marktanteil von 33 Prozent. Die Online-Umsätze der Gruppe sind zuletzt um 135 Prozent gestiegen, der Umsatz auf der Fläche um knapp 20 Prozent. Fressnapf stellt sich immer breiter auf, hat unter anderem gemeinsam mit Rewe einen Katalog mit hundefreundlichen Hotels zusammengestellt, („5 Pfoten stehen für ein Wellnesshotel für den Hund“, sagt Fressnapf-Österreich-Chef Hermann Aigner). Zudem wurden die ersten beiden Hundefrisiersalons eröffnet. Weitere sollen folgen – bestenfalls in jedem Bundesland. Aigner: „Wenn Sie heute in unserem Hundesalon in Brunn am Gebirge einen Termin für ihren Hund vereinbaren wollen, warten Sie wahrscheinlich drei Monate auf den nächsten freien.“
Die gestiegene Nachfrage nach Haustieren sieht er kritisch. Züchter konnten zuletzt gar nicht so viele Tiere anbieten, wie nachgefragt wurden. Eine Folge: „Am Anfang der Pandemie sind die Tierheime regelrecht leer geräumt worden“, sagt Aigner. Oft keine gute Lösung für die Tiere. Viele sollen bereits wieder im Heim gelandet sein.