Bilanzverschiebung vergrault Wirecard Aktionäre
Mit der erneuten Verschiebung des Jahresabschlusses hat Wirecard an der Börse für Unmut gesorgt. Die Aktien des Zahlungsdienstleisters brachen am Dienstag zu Handelsstart um mehr als fünf Prozent auf 81,57 Euro ein und waren mit Abstand größter Verlierer im DAX.
"Es ist keine Überraschung, dass der Geschäftsbericht für das Jahr 2019 erneut verschoben wurde, weil die Wirtschaftsprüfer nach der Sonderprüfung durch KPMG viel Arbeit haben. Aber für Zuversicht sorgt das nicht bei Anlegern", sagte ein Händler.
Die Baader Bank hielt dennoch an ihrer Einschätzung zu Wirecard fest. Zwar werde die Verschiebung des Termins an der Börse negativ aufgenommen, aber im Kern sei das Geschäftsmodell des Unternehmens intakt.
"Die Aktien sind unserer Einschätzung nach stark unterbewertet", schrieb Baader-Analyst Knut Woller in einem Kurzkommentar. Selbst in einem Worst-Case-Szenario rechne er mit einer Erholung des Kurses auf rund 120 Euro. Dagegen senkte die Bank HSBC ihr Kursziel auf 95 Euro von 105 Euro.
Verschiebungen
Wirecard hatte die Vorlage der endgültigen Bilanzergebnisse am Montagabend überraschend erneut verschoben und statt dem 4. Juni den 18. Juni als neuen Termin genannt. Die Hauptversammlung findet deshalb ebenfalls später statt - nicht wie geplant am 2. Juli sondern am 26. August. Der Konzern, der für Händler und Verbraucher Zahlungen im Internet und an Ladenkassen abwickelt, machte für die Verschiebung die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY verantwortlich, die die Bilanzzahlen prüft und testiert. EY habe Wirecard darüber informiert, bis zu dem genannten Termin nicht alle Prüfungshandlungen abschließen zu können. EY wollte sich dazu nicht äußern.
In den vergangenen Wochen hatte Wirecard öfter für Schrecken bei Aktionären gesorgt: Ende April waren die Aktien abgestürzt, nachdem KPMG die Ergebnisse einer Sonder-Bilanzprüfung vorgelegt hatte und entgegen der Erwartungen von Anlegern nicht alle Vorwürfe der Bilanzmanipulation aus dem Weg geräumt hatte. Die Wirtschaftsprüfer hatten Wirecard Mängel bei internen Kontrollen und dem Vorstand eine Behinderung bei den Prüfungen vorgeworfen. Wirecard-Chef Markus Braun gab daraufhin einen Teil seiner Verantwortung in dem Konzern ab. Großaktionäre, unter anderem die Fondsgesellschaft Deka, fordern den Rücktritt Brauns.