Wirtschaft

Für 50 Millionen Euro: Remus übernimmt GLM-Gruppe

Mehr als ein Dreivierteljahr wurde verhandelt, seit Freitag ist die Tinte auf den Verträgen trocken: Die Remus Holding um Stephan Zöchling und Hans Peter Haselsteiner übernimmt den italienischen Mitbewerber GLM-Gruppe mit Sitz in Castellalto in den Abruzzen, Italien. 

Für diesen Deal nimmt das Unternehmen mehr als 50 Millionen Euro in die Hand.

Remus ist ein führender Hersteller von Abgasanlagen für die Automobil- und Motorradindustrie. 

GLM beschäftigt über 675 Mitarbeiter in vier Produktionsstätten in Italien, Serbien und Mexiko. GLM setzte im Vorjahr 90 Millionen Euro um. Mit dem Zukauf wird Remus heuer insgesamt 360 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. 

Die gesamte Remus-Gruppe beschäftigt nun rund 1.600 Mitarbeiter an sechs Standorten, davon zwei in Österreich. Mittlerweile ist Remus doppelt so groß wie der Mitbewerber Akrapovic.

Marktposition verbessert

"GLM ist ein Automobilindustrie-Zulieferer wie wir. Die Gruppe ist im Motoren- und Abgasanlagen-Bereich tätig", sagt Zöchling zum KURIER. "Die sind auch ein Lieferant von uns gewesen." 

"Die Akquisition der GLM-Gruppe wird Remus dabei unterstützen, seine Marktposition als führender Anbieter weiter zu stärken, die vertikale Integration zu verbessern und die operative Effizienz zu steigern. Durch die Erweiterung des Produktportfolios und den Eintritt in neue Märkte eröffnen sich zusätzliche Cross-Selling-Potentiale und strategische Synergien", heißt es in einer Aussendung.

Fuß im NAFTA-Raum; Forschung und Entwicklung in Österreich

Die Übernahme habe demnach mehrere Vorteile: Mit dem GLM-Standort in Mexiko kann Remus künftig die Kundschaft in Nordamerika beliefern. "Wir brauchen einen Standort im NAFTA-Raum, deswegen ist Mexiko für uns strategisch interessant. Viele Kunden von uns, die in Amerika produzieren, wollen nicht ihre Teile über den Atlantik bekommen, sondern in Amerika produziert bekommen“, sagt Zöchling. "Mit Serbien haben wir eine gute Alternative, in Osteuropa tätig zu sein. Und Süditalien ist von den Lohnstückkosten wahnsinnig interessant, weil diese um 30 Prozent günstiger sind als in Österreich." 

Zugleich wird aber mit dem Zukauf der Standort in Österreich gestärkt. "Wenn wir in der Produktion wettbewerbsfähiger sind, dann können wir das Thema Forschung und Entwicklung, Prototypen-Bau und Werkzeugbau weiter in Österreich ausbauen und vorantreiben", sagt Zöchling. "Arbeitsintensive Schritte müssen in Länder ausweichen, wo man andere Lohnkosten hat."

Umsatz verfünffacht

Die Remus-Gruppe mit Sitz in Voitsberg, Vorarlberg und Bosnien beliefert unter anderem Porsche, den VW-Konzern, Aston Martin, Bentley, Ferrari, KTM, und Ducati

Remus wurde von Zöchling und Haselsteiner im Jahr 2016 übernommen. „Wir haben den Umsatz in acht Jahren verfünffacht“, sagt Zöchling zum KURIER.

Zweifel am Verbrenner-Aus

Der Unternehmer ist davon überzeugt, dass das Verbrenner-Aus in der EU massiv wackelt. „Es rudern ja alle gerade zurück, das Verbrennerverbot wird so nicht kommen, weil alle draufkommen, dass sie am Markt vorbeiproduziert haben“, sagt Zöchling. 

„Der Kunde nimmt die E-Mobilität aktuell in der Tiefe und Breite nicht an. Wir sind für Technologieoffenheit. Wir sind mit den Zielvorgaben bei den Emissionen einverstanden, aber mit welcher Technologie, das erreicht werden soll, müsste den Konsumenten und der Industrie überlassen werden. Sie haben heute einen modernen Dieselmotor, der in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit null Emissionen unterwegs ist.“ 

Die KAT-Systeme der Verbrennungsmotoren seien de facto Luftreinigungsmaschinen. „Die Luft, die hinten rauskommt, ist sauberer als die Luft, die vorne angesaugt wird“, sagt Zöchling. "Der Feinstaub kommt vom Abrieb der Reifen und der Bremsbelege, das ist beim E-Auto genauso wie beim Verbrenner."