Arbeitslosigkeit in Österreich stieg im November auf 6,5 Prozent
Ende November waren in Österreich 352.551 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet oder in Schulungen - das waren um rund 22.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,5 Prozent, teilte das Arbeitsministerium am Freitag mit. Im Oktober hatte sie 6,3 Prozent betragen, vor einem Jahr lag sie bei 6,1 Prozent. Im Vergleich zu den Jahren 2019, 2020 und 2021 sei die Arbeitslosenquote aber nach wie vor deutlich niedriger, heißt es aus dem Ministerium.
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"Österreich befindet sich mitten in einer Rezession", erklärte AMS-Chef Johannes Kopf am Freitag. Unter dem Eindruck des Arbeitskräftemangels der vergangenen zwei Jahre würden die Unternehmen zwar noch recht zögerlich Personal abbauen, dennoch seien Ende November um 6,7 Prozent mehr Menschen arbeitslos oder in Schulungen gewesen als vor einem Jahr. "Hohe Material- und Kreditkosten treffen besonders die Bauwirtschaft, hier liegt der Anstieg sogar bei 14,4 Prozent", so Kopf. "Aber auch die exportorientierte Industrie, die sich unter besonders schwierigen Rahmenbedingungen erfreulicherweise gestern im wohl wichtigsten Kollektivvertrag mit den Gewerkschaften doch noch einigen konnte, zeigt mit einem Plus von 10,3 Prozent einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit." Bau und Industrie erklären laut AMS auch den stärkeren Anstieg der Männerarbeitslosigkeit sowie den der Industriebundesländer Oberösterreich und Steiermark.
"Ich hoffe, dass die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wirtschaftsprognosen für das kommende Jahr nicht neuerlich nach unten korrigieren müssen, ein längerer Wirtschaftseinbruch würde wohl viele Unternehmen zu Freisetzungen zwingen und dann zu einer viel stärker steigenden Arbeitslosigkeit führen", sagte Kopf.
Kocher optimistisch
Wesentlich optimistischer formulierte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) heute: "Saisonale Effekte in der Bauwirtschaft zeigen im beginnenden Winter immer ihre Wirkung, das ist keine unerwartete Entwicklung. So sind Ende November 19.936 Personen beim AMS gemeldet, die zuletzt in der Baubranche tätig waren. Diese Zahl wird um den Jahreswechsel ihren Höhepunkt erreichen." Die allgemeine wirtschaftliche Situation wirke sich zwar negativ auf den Arbeitsmarkt aus, alles in allem sei die Situation am Arbeitsmarkt aber nach wie vor stabil und die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften bei 95.030 beim AMS gemeldeten offenen Stellen Ende November nach wie vor hoch. Der Wirtschaftsbund verzeichnet in seinem Stellenmonitor Ende November sogar mehr als 185.000 offene Stellen. "Wir sehen erst die Spitze des Eisbergs", warnte Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger in einer Mitteilung.
ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Ingrid Reischl und AK-Präsidentin Renate Anderl nahmen die Veröffentlichung der aktuellen Arbeitsmarktdaten zum Anlass, mehr Personal für das AMS zu fordern. Der geplante Personalabbau im AMS sei angesichts der steigenden Anforderungen der falsche Weg, sagte Anderl laut Mitteilung. Und Reischl: "Wir fordern daher die Bundesminister Kocher und Brunner auf, von diesem geplanten Personalabbau aufgrund der aktuellen Lage am Arbeitsmarkt Abstand zu nehmen." Es sei auch völlig kontraproduktiv, dass die Budgets und Ausbildungsplätze für junge Menschen in den überbetrieblichen Ausbildungen gekürzt werden. Ebenso ist die geplante Reduktion des Budgets für Ausbildungen des Fachkräftestipendium nicht sinnvoll."
Von den insgesamt 352.551 ohne Arbeit sind 275.710 auf Arbeitssuche, 76.841 nehmen an Schulungsmaßnahmen des AMS teil. Die Anzahl der arbeitslosen Männer ist um gegenüber dem Vorjahr um 9,6 Prozent auf 153.667 gestiegen, die Zahl der arbeitslosen Frauen ist um 4,0 Prozent auf 122.043 gestiegen. Bei den Frauen beträgt die Arbeitslosenquote 6,2 Prozent, bei Männern 6,8 Prozent. Insgesamt sind in Österreich 2,12 Millionen Männer und 1,84 Millionen Frauen unselbstständig beschäftigt.