Arbeitslosengeld: In vielen Ländern kommt der rasche Absturz
In den meisten Ländern bekommen Arbeitslose langfristig wesentlich weniger Geld als kurzfristig. Österreich liegt hingegen bei dem Geld, das Menschen zu Beginn ihrer Arbeitslosigkeit erhalten, deutlich unter dem Schnitt der OECD-Länder. Dafür sinkt die Unterstützung mit den Jahren kaum, nach fünf Jahren liegt Österreich weit über dem Schnitt.
Gemessen wird die Arbeitslosenunterstützung von der OECD mit der "Nettoersatzrate". Sie zeigt, wie hoch das Nettoeinkommen in der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum letzten Arbeitseinkommen ist.
Besser als der Durchschnitt
Österreich hat zunächst (nach zwei Monaten) eine Nettoersatzrate von 55 Prozent, deutlich unter dem OECD-Schnitt von 64 Prozent, sie fällt dann aber nur geringfügig auf 51 Prozent - ein Betrag, der auch nach fünf Jahren noch ausgezahlt wird und fast dem Doppelten des OECD-Schnitts von dann 27 Prozent entspricht.
Österreichs Nachbarland Tschechien fängt mit 65 Prozent des letzten Einkommens zwar mit einer höheren Arbeitslosenunterstützung als Österreich an - schon nach sechs Monaten gibt es aber nur mehr 18 Prozent, nach fünf Jahren 12 Prozent.
Osteuropa
Ähnlich ist es in anderen osteuropäischen Ländern. Kroatien zahlt Anfangs 79 Prozent, nach sechs Monaten nur mehr 39 Prozent, nach fünf Jahren 19 Prozent, Ungarn beginnt mit 68 Prozent, nach sechs Monaten sind es nur mehr 14 Prozent.
Auch Deutschland beginnt mit 60 Prozent Nettoersatzrate großzügiger als Österreich, Langzeitarbeitslose müssen aber mit 22 Prozent auskommen. Auch in den nordischen Staaten Europas gibt es - teils auf hohem Niveau - eine starke Spreizung. In Dänemark fällt die Unterstützung von zunächst 83 Prozent auf 50 Prozent nach fünf Jahren, in Schweden von 70 auf 59 Prozent, in Finnland von 58 auf 29 Prozent.
Grundsätzlich wenig Geld gibt es in Großbritannien, die anfänglichen 34 Prozent sind nach fünf Jahren auf 17 Prozent halbiert. In den USA schaut das Arbeitslosengeld am Anfang mit 57 Prozent noch europäisch aus - schon nach 6 Monaten sind es aber nur mehr 8 Prozent.
Debatte in Österreich
Derzeit läuft in Österreich eine Debatte über die - allenfalls befristete - Erhöhung des Arbeitslosengeldes, um die von der Coronakrise getroffenen Menschen zu unterstützen. Die türkis-grüne Bundesregierung will Anfang kommender Woche in einer Regierungsklausur über das Thema beraten.
Zumindest in der Öffentlichkeit gibt es bisher aber praktisch keine Diskussion über eine degressive Gestaltung der Sozialleistung. Einzig das wirtschaftsliberale Institut Agenda Austria hat sich zuletzt für eine solche Staffelung stark gemacht.