Windkraft als Hürde für die Versorgungssicherheit
Elf Prozent der österreichischen Stromproduktion kommen aus Windkraft. Der Anteil soll bis 2030 aber deutlich steigen. Mit dem Ausbau nimmt aber auch die Volatilität im Stromnetz zu, denn Windenergie kann nicht so flexibel wie ein kalorisches Kraftwerk gesteuert werden.
Das stellt neue Anforderungen an die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG), die das österreichweite Übertragungsnetz betreibt. Dass die Wende hin zu 100 Prozent Ökostrom bis 2030 stattfinde soll, ist für Gerhard Christiner, den technischen Vorstand der APG, fix. Wie dabei jedoch die Versorgungssicherheit gewährleistet werden soll, dazu fehle ihm „total das Zielbild“, sagte er am Donnerstag bei einer Veranstaltung der IG Windkraft.
Grundsätzlich könnten moderne Windkraftanlagen auch vermehrt zur Netzstützung beitragen, argumentierte Eckard Quitmann vom deutschen Hersteller Enercon. „In Europa will das aber derzeit keiner haben“, weil es nicht vorgeschrieben sei und die zusätzlichen Kosten in der Anschaffung nicht dafür sprechen würden. „Nur weil etwas technisch möglich ist, wird es nicht passieren“, so Quitmann.
Der angepeilte „Systemumbau“ beinhalte „mehr als den Austausch der Erzeugungseinheiten“, sagte Christiner. Wenn beispielsweise Windparks im Osten des Landes zu manchen Zeiten massive Überkapazitäten liefern, müsse dieser Strom auch zu Verbrauchern und Speichern transportiert werden können – und dafür fehlen die Kapazitäten sowohl in den Leitungen, als auch den Speichern. Der Markt schaffe dafür nicht die passenden Rahmenbedingungen. Niemand baue derzeit ohne Förderungen Speicher, weil sich das nicht rentiert.
Problem der Akzeptanz
Der Ausbau der Netze und Speicher ist auch ein Problem der Akzeptanz. „Wir müssen ehrlich sein“, sagte Christiner, neue Hochspannungsleitungen müssten im gesamten Land aufgezogen werden, auch wenn die Anwohner in den betroffenen Region von dem jeweiligen Projekt keinen direkten Mehrwert hätten.
Um die Versorgungssicherheit ist es in Österreich grundsätzlich gut bestellt, ungeplante Ausfälle sind die Ausnahme. Laut Christiner ist diese Robustheit allerdings den Leistungen vergangener Jahrzehnte geschuldet. Die Reservekapazitäten im Leitungsnetz seien mittlerweile erschöpft. Im vergangenen Jahr haben Netzstützungsmaßnahmen (Redispatch) die APG etwa 100 Millionen Euro gekostet. Da diese aber kein Problem lösen, wäre das Geld im Ausbau der Infrastruktur besser aufgehoben gewesen, so Christiner.