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Der Unterschied von Wollen und Mögen

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Menschliches Verhalten wird durch Belohnung motiviert. Prof Giorgia Silani von der Fakultät für Phychologie der Universität Wien hat in einem vom WWTF geförderten Projekt unterschiedliche Formen untersucht.

Welche Arten der Belohnung gibt es?

Giorgia Silani: Wir unterscheiden zwischen sozialer und nicht-sozialer Belohnung. Erstere kann eine Liebkosung sein, zweitere etwa Nahrung.

Bei der nicht-sozialen Belohnung wird zwischen Wollen und Mögen unterscheiden. Was bedeutet das?

Wollen bezieht sich auf die Motivation, die danach strebt eine Belohnung zu erhalten. Bei Mögen steht das Vergnügen im Vordergrund.

Welche Vorgänge laufen dabei neurobiologisch ab?

Dafür sind mehrere Systeme sind verantwortlich: Die von Dopamin gesteuerten betreffen das Wünschen und Lernen, die von Opioid gesteuerten sind hingegen für das Genießen verantwortlich. Diese Systeme sind komplex miteinander verbunden und werden zur Zeit wissenschaftlich untersucht.

Warum gehen Sie davon aus, dass Wollen und Mögen auch in der sozialen Belohnung eine Rolle spielt?

So wichtig Nahrung und Wasser zum Überleben notwendig sind, wir benötigen auch soziale Kontakte. Diese grundsächlichen Bedürfnisse machen uns fähig, auf Stimulation zu reagieren und zu lernen. In unserer Studie konnten wir beobachten, dass Opioide und Dopamin eine stärkere Auswirkung auf nicht-soziale Belohnungen haben. Wir gehen daher von der Möglichkeit aus, dass das Wollen und das Mögen bei sozialen Belohnungen tatsächlich von anderen, noch nicht definierten Neurochemikalien reguliert werden.

Warum ist es wichtig, das zu wissen?

Es kann helfen, pharmazeutische Behandlungen zur Verbesserung von Defiziten auf sozialer Ebene zu entwickeln. Zieht sich jemand sozial zurück und wir wissen, welches Element verantwortlich sein könnte und welchen Einfluss es hat, sind spezifische Therapien möglich. Das gilt selbstverständlich auch für nicht-medikamentöse Behandlungen, die sich auf eine spezielle Komponente konzentrieren – etwa die Verstärkung der Motivation, Freude an sozialen Kontakten zu entwickeln. Das gilt in besonderem Maße für Personen, die Autismus erkrankt sind. Die Ergebnisse unserer Studie können dazu beitragen vorherrschende Vorurteile auszuräumen.