Virginie Viard: Die neue Frau an Chanels Spitze
Von Maria Zelenko
Jahrelang wurde spekuliert, wer eines Tages bei Chanel Karl Lagerfelds Nachfolge antreten könnte. Würde es Phoebe Philo werden, die nach ihrem Abgang 2017 bei Celine bei keinem anderen Modehaus anheuerte? Oder Haider Ackermann, den Lagerfeld 2010 noch selbst als seinen Wunschkandidaten bezeichnete? Die Entscheidung musste Chanel-CEO Alain Wertheimer nun schneller als erwartet treffen.
In einer offiziellen Aussendung verkündete er, dass Virginie Viard das Erbe von Karl Lagerfeld am Leben halten wird. Eine Person, die der breiten Masse bislang nicht bekannt war, jedoch die einzig logische Entscheidung für Wertheimer. Über 30 Jahre arbeitete die Französin Seite an Seite mit Lagerfeld. Nach dem Studium an einer Modeschule in Lyon begann Viard 1987 ihre Karriere als seine Praktikantin.
Übersetzerin von Karls Visionen
Sie begleitete den Designer fünf Jahre lang während seiner Tätigkeit als Kreativdirektor bei Chloé, bis sie 1997 zur Leiterin des Kreativstudios von Chanel ernannt wurde. Karl Lagerfeld bezeichnete Virginie Viard stets als seine rechte und linke Hand.
Sobald er eine Skizze beendet hatte, begann ihre Arbeit. Die Mutter eines Sohnes war für sechs Kollektionen pro Jahr verantwortlich und fungierte als Übersetzerin für seine Visionen. Mit den Leitern der sieben Ateliers arbeitete sie ebenso eng zusammen wie mit den Casting-Direktoren, die die Models für die Shows aussuchten.
Trotz ihrer engen Verbindung zu Karl Lagerfeld war Virginie Viard bis zuletzt mit ihm per Sie. Über ihre Zusammenarbeit sagte sie der Grazia: „Meine Rolle besteht darin, sicherzustellen, dass es ihm gut geht. Über die Jahre hinweg gab es ermüdende Momente und unausgesprochene Dinge – aber immer Respekt und Freundlichkeit.“