Whoopi Goldberg: „Es gibt jede Menge Gründe, wütend zu sein.“
Von Elisabeth Sereda
Caryn Elaine Johnson, besser bekannt als Whoopi Goldberg (64) hat viele Titel: Komödiantin, Schauspielerin, Autorin, TV-Moderatorin und politische Aktivistin gehören dazu. Die New Yorkerin feierte ihren Durchbruch als Celie in Steven Spielbergs „Die Farbe Lila“ und gewann einen Oscar für „Ghost“.
Spätestens seit „Sister Act“ gilt sie als Kassengold, drückte aber bei ihrer Filmkarriere die Pausetaste, um als die politisch liberalste unter den vier Moderatorinnen, die beliebte US-Daytime-Talkshow „The View“ zu präsentieren.
Sie ist eine der ganz wenigen Stars, die den „EGOT“ geschafft hat – sie gewann den Emmy, Grammy, Oscar und Tony. Sie ist auch die erste Afroamerikanerin, die den Mark-Twain-Preis für „American Humor“ erhielt.
KURIER: Vor 30 Jahren kam „Ghost“ in die Kinos. Welche Erinnerungen kommen da hoch?
Whoopi Goldberg: Es war nichts als Spaß. Patrick Swayze setzte sich dafür ein, dass ich die Rolle bekam. Oda Mae war noch nicht besetzt, und er fragte: ,was ist mit Whoopi Goldberg, hat sie abgelehnt?’ Und die mussten zugeben, dass sie mich nicht mal vorsprechen ließen. Patrick sagte: ,wo ist sie?’ – ,Sie dreht gerade in Alabama’ – ,Dann fahren wir nach Alabama, ich will mit ihr vorsprechen.’ Ich bekam den Anruf, dass der Hauptdarsteller des Films das Studio vor die Wahl gestellt hat, mir entweder zu erlauben wenigstens vor zu sprechen, oder er würde aussteigen. Patrick wurde danach wie mein großer Bruder, einfach ein guter Mensch, der sich immer um andere kümmerte.
Sie machten Ihr Filmdebüt in „Die Farbe Lila“.
Ja, ich spielte die Rolle im Theater und Steven Spielberg kam zu einer Vorführung. Da waren Leute wie Michael Jackson im Publikum. Spielberg musste mich überreden, den Film anzunehmen, denn ich hätte lieber mit was Kleinerem angefangen, aus Angst mich zu blamieren. Aber er meinte ,vertrau mir. Du kannst das.’
Sie sind in Ihrer Talkshow oft sehr kontroversiell und vertreten extreme Standpunkte. Ist das gespielt oder ist das immer echt?
Es ist echt, weil ich von den Gästen oder meinen Co-Moderatorinnen oft herausgefordert werde. Ich kann schon zornig werden und es gibt jede Menge Gründe, wütend zu sein. Und oft fliegen mich dann Fans der Show auf der Straße an und wollen darüber diskutieren. Da werde ich auch oft angeschrien, aber dann sage ich immer, ihr könnt so viel schreien, wie ihr wollt, ich werde dafür bezahlt, eine Meinung zu haben.
Sie haben sich nie gescheut, die Dinge laut auszusprechen, die Sie bewegen. Was empfinden Sie derzeit, was den Zustand Amerikas und der Welt betrifft?
Ich will keine Diskussionen mehr darüber führen, dass alle Leben zählen. Das ist sowieso Fakt. Wir müssen jetzt aber laut sagen, dass schwarze Leben zählen, denn es ist zu leicht, ein schwarzes Leben zu hängen oder im Auto zu erschießen. Wir müssen an unsere Geschichte erinnern, denn solange eine Krankenschwester im Schlaf in ihrem eigenen Heim erschossen wird, weil die Polizei angeblich das falsche Haus identifizierte, haben wir ein Problem. Und jeder, der kein Problem damit hat, dass ein Mann vor laufenden Kameras neun Minuten erstickt wird, IST das Problem. Und ich möchte hier sehr klar sagen: 95 % der Polizei in den USA ist ok, aber viele werden zu wenig oder völlig falschausgebildet. Bildet sie nicht als Soldaten aus, sondern als Polizisten. Und nicht in drei Monaten, sondern vielleicht doch lieber in drei Jahren, so wie das in anderen Ländern der Fall ist.
Wäre die Pandemie nicht passiert, was hätten Sie beruflich gemacht?
Ich hatte gerade eine Stephen-King-Verfilmung abgedreht – ich bin ein riesiger Horror-Fan, und ich sollte derzeit in London im Musical „Sister Act“ auf der Bühne stehen.
Ist das ein Baby Yoda hinter Ihnen auf dem Bücherregal?
Ja, ich bin ein totaler Starwars-Geek. Ich sammle alles.