Warum man Sam Smith nicht nur aufgrund seiner Musik Gehör schenken sollte
Der britische Musiker Sam Smith ("Dancing With a Stranger") veröffentlicht am 30. Oktober sein drittes Album "Love Goes". Die letzten zwei Jahre waren die experimentellste Zeit meines Lebens, persönlich und musikalisch", schrieb er in einer Stellungnahme zu "Love Goes", das eigentlich ganz anders heißen hätte sollen - nämlich "To Die For". Der Titel erschien Smith in Anbetracht der Corona-Pandemie nicht mehr passend für seinen Longplayer, was er öffentlich kommunizierte. Das Album erscheint nach einer Überarbeitung mit rund einem halben Jahr Verspätung.
Smith nutzt seinen Bekanntheit immer wieder für gesellschaftspolitische und persönliche Themen. Vor einem Jahr machte er öffentlich, nicht-binär zu sein. Er wolle sich damit nicht auf eine Geschlechteridentität festlegen. Seitdem bittet der 28-Jährige darum, nicht mehr mit männlichen Pronomen - und stattdessen im Englischen mit dem geschlechtsneutralen "they" bzw. "them" - angesprochen zu werden.
Überthema mentale Gesundheit
2019 hat er auf Twitter seinen Gefühlen Luft gemacht und dafür viel Zuspruch von seinen Fans erhalten. In einer Reihe von mehreren Tweets berichtete er von seiner Therapie und sprach über seine seelische Gesundheit. "Ich blicke zurück auf eineinhalb Jahre Therapie und eine Zeit, die die herausforderndste in meinen kurzen 27 Jahren hier war", schrieb er damals. Einem Post fügte er ein Bild bei, auf dem stand: "Ich bin genug." Er habe sechs Monate viel geschaut und gelesen und versucht, das Durcheinander in seinem Kopf zu ordnen. Doch er realisiere langsam, dass die Worte "Ich bin genug" die einzigen seien, die zählten. "Das Durcheinander in deinem Kopf ist kein Durcheinander. Es ist, wer du bist." Smith forderte seine Fans dazu auf, sich diese Worte jeden Morgen und jeden Abend vor dem Schlafengehen noch einmal zu sagen. Diese reagierten in Hunderten Kommentaren mit großer Zustimmung.
Gegenüber Vogue sprach er nun über eine weitere sehr persönliche Angelegenheit. "Meine Haare - es war ein heikles Thema für mich", so der 28-Jährige. "Ich habe zwar noch nicht darüber gesprochen, werde es jetzt aber tun, weil ich nicht das Gefühl habe, etwas verbergen zu müssen." Nachdem er zwei Jahren mit Haarausfall zu kämpfen hatte, habe er sich auf Empfehlung seines Friseurs für eine Haartranplantation entschieden: "Wie atemberaubend ist es geworden?", so Smith. "Es ist schön, Haare zu haben, aber auch wenn ich eine Glatze hätte, würde ich dazu stehen." Im Interview sprach Smith auch über die Bedeutung von Make-up für seine Identität als Teenager. "Es spielt keine Rolle, welches Geschlecht, Make-up ist eine Ausdrucksform und es fühlt sich gut an."
Vor einem Jahr hatte Sam Smith angekündigt, sein neues Album werde "weniger Balladen und mehr poppigere Tracks" enthalten als die Vorgänger. "Love Goes" mangelt es trotzdem nicht an gefühlvollen Herz-Schmerz-Songs, für die ihn seine Fans schließlich lieben. Auch der Titelsong ist eine Pianoballade mit tieftraurigem Text. Smiths Duettpartner, der britische Sänger und Songwriter Labrinth, beginnt mit den Worten: "I hope that you will understand that I have to send you away."
"Meine Liebe zur Musik ist groß und alle meine Guilty Pleasures (dt.: heimliche Vergnügen, Laster) wurden zu Pleasures (Vergnügen). Keine Schuldgefühle, keine Schande, nur die Liebe für Gesang und Tanz", so Sam Smith über "Love Goes". "Jedes Mal", wenn er ins Studio ging, habe er sich geschworen, "auf die Sterne zu zielen und sich keine Grenzen zu setzen". Grenzen zu hinterfragen und zu überschreiten - wohl beruflich wie privat das große Motto des Sam Smith.