Sie hat es all "Dänen" gezeigt: Königin Margrethe II. feiert ihren 80er
Von Dieter Chmelar
Wenn heute, Donnerstag, Punkt 12 Uhr gut eine Viertelmillion ihrer Untertanen ihre Stimmen erheben werden, dann singen sie „I dag er der Dronningens Fødseldag“ („Heute ist der Geburtstag der Königin“).
Aber nicht vor dem Kopenhagener Schloss Amalienborg, von dessen Balkon aus es Margrethe Alexandrine Porhildur Ingrid aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg wie sonst immer seit bald einem halben Jahrhundert (sie ist Dänemarks Königin seit 14. Jänner 1972) huldvoll entgegennahm.
Corona schlägt Krone – der 80er der erst zweiten weiblichen Regentin (bei 51 Männern in tausend Jahren) der ältesten Monarchie der Welt wird diesmal nur ein Facebook-Fest.
Diese Frau, durchströmt von dunkelblauem Blut (nur royale Ahnen aus Spanien, Schweden, Norwegen und den Niederlanden), sitzt auf dem wohl weltweit höchsten Thron der Zustimmung: 80 Prozent ihrer sechs Millionen Landsleute lieben sie, als Partei hätte sie glatt die Absolute.
Doch, obwohl kein Gesetz ohne ihre Unterschrift in Kraft tritt, darf sich die (nebst Archäologie und fünf Sprachen) auch promovierte Politikwissenschafterin nicht in Staatsangelegenheiten einmischen. Das sieht die Verfassung vor, die zuletzt übrigens 1953 abgeändert wurde: Damals wurde sie als erste Frau seit 600 Jahren Kronprinzessin (auf der Strecke blieb Onkel Knut, Bruder ihres Vaters Frederik IX.).
Die junge Margarethe galt als schüchtern, aber früh als „fesche Gretl“. Als Studentin in Paris und London war sie Feuer und Flamme für linksliberale Revolution und bedingungslose Frauenrechte. Sie übersetzte Simone de Beauvoir („Das andere Geschlecht“) ins Dänische.
Doch die königliche Karriere verlockte. Hätte die Liaison mit dem („minderen“) französischen Grafen Henri (der 2018 dement und an seiner „Nebenrolle“ endgültig verzweifelnd verstarb) die Thronbesteigung verhindert, dann wäre sie ihn augenblicklich losgeworden.
Die künstlerisch Hochbegabte, deren Gemälde und Buchillustrationen Spitzengagen erzielen, ist so vielschichtig wie undurchschaubar: Mode-Ikone ohne Scheu vor Farbenrausch und Mustermix, offenherzige Kommentatorin in ihren quotenträchtigen Neujahrsansprachen, innig geliebte Landesmutter, aber auch gnadenlose Rabenmutter.
Ihre Söhne Frederik (51), bei dessen Geburt sie fast verstarb, und Joachim (50) sahen zu 90 Prozent nur Nannys und trachteten meist mit geringem Erfolg, dem gewalttätigen Vater zu entkommen. Frederik sagte einmal: „Wenn es stimmt, dass nur geliebte Kinder geschlagen werden, dann wurden wir sehr geliebt.“
Margrethe gestand später: „Ich war keine sehr gute Mutter. Ich wollte die Kinder nicht unentwegt um mich haben.“
Ein Gerücht besagt, sie hätte – als jahrzehntelange Kettenraucherin (60 pro Tag, aber seit 13 Jahren kein Foto mehr mit Glimmstängel) – einen Aschenbecher am Kinderwagen montiert. Das gilt längst als widerlegt, denn sie schob nie einen Kinderwagen.
Der Wahlspruch der Königin lautet „Gottes Hilfe, Volkes Liebe, Dänemarks Stärke“. Oder: Wer lang raucht, regiert lang ...