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Epstein-Opfer über Prince Andrew: "Er weiß, was geschehen ist"

Die Folgen der Epstein-Affäre lassen die Nummer Acht der britischen Thronfolge nicht los. Prince Andrew hatte sich zuletzt nach einem missglückten Interview mit der BBC in der Causa aus der Öffentlichkeit zurückgezogen: Montagabend strahlte der britische Fernsehsender nun ein weiteres Interview aus, diesmal mit Virginia Giuffre, die dem US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein vorwirft, sie im Alter von 17 Jahren zum Sex mit dem Prinzen gezwungen zu haben. Giuffre kritisierte darin unter anderem die "lächerlichen Entschuldigungen" Andrews in dem Skandal.

Der zweitälteste Sohn von Königin Elizabeth II. hatte vor knapp zwei Wochen nach scharfer öffentlicher Kritik all seine öffentlichen Funktionen aufgegeben. Zuvor waren zahlreiche Unternehmen und Einrichtungen von dem 59-Jährigen abgerückt, nachdem er in besagtem BBC-Fernsehinterview kein Wort des Mitgefühls mit den Epstein-Opfern geäußert und sich nicht überzeugend von dem Sexualstraftäter distanziert hatte.

Andrews "Mitgefühl" folgte schriftlich

Erst in einer schriftlichen Erklärung hatte Andrew schließlich sein "unmissverständliches Bedauern" über seine "unbedachte Verbindung" zu Epstein zum Ausdruck gebracht und sein Mitgefühl "mit allen Betroffenen" geäußert. Der Buckingham Palace machte sich allerdings Prinz Andrews Darstellung zu eigen und erklärte, jede Behauptung über einen sexuellen Kontakt zwischen Giuffre und dem Prinzen sei "falsch und ohne Grundlage".

Schwere Vorwürfe gegen den Prinzen

Die US-Amerikanerin Giuffre hat in dem Interview Montagabend nun wieder schwere Vorwürfe gegen den britischen Prinzen erhoben. Ihre Schilderungen dürften den 59-Jährigen in Erklärungsnot bringen. Die Frau behauptet, sie sei drei Mal zum Sex mit Andrew gezwungen worden, zwei Mal davon als 17-Jährige. Die Übergriffe sollen 2001 und 2002 passiert sein.

Der Prinz, der als Lieblingssohn der Queen gilt, streitet das jedoch ab. Als sie noch minderjährig gewesen sei, habe ihr der Royal in einem Londoner Nachtklub Wodka gegeben, berichtete Giuffre. Dann habe er mit ihr tanzen wollen. "Er ist der abscheulichste Tänzer, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe", sagte die Frau in dem Interview. "Es war schrecklich."

Andrew habe sehr stark geschwitzt - "es regnete praktisch überall hin". Sie habe sich davor geekelt, sagte die US-Amerikanerin. "Aber ich wusste, ich musste ihn glücklich machen." Das hätten Jeffrey Epstein und dessen Freundin Ghislaine Maxwell von ihr erwartet.

Sie habe mit Andrew in Maxwells Londoner Haus geschlafen, sagte Giuffre. Andrew hatte in seinem Interview gesagt, er könne sich an Treffen mit Giuffre nicht erinnern und er habe "absolut und kategorisch" keinen Sex mit ihr gehabt.

Giuffre: "Nur einer von uns erzählt die Wahrheit"

"Er weiß, was geschehen ist, ich weiß, was geschehen ist." Und: "Es gibt nur einen von uns, der die Wahrheit sagt, und ich weiß: Das bin ich," sagte die US-Bürgerin Giuffre, die früher Roberts hieß, nun in dem BBC-Interview Montagabend. Andrews Aussagen, denen zufolge ein weit verbreitetes Foto von einer Umarmung mit ihr manipuliert sein könne, seien "lächerliche Entschuldigungen". "Es ist ein echtes Foto", sagte Giuffre. Sie habe es auch der US-Bundespolizei FBI übergeben.

Das Interview wurde vor dem Interview Andrews mit der BBC aufgenommen, das sich Mitte November für den Royal zum Fiasko ausgewachsen hatte. 

Giuffre sagte, die Bevölkerung in Großbritannien solle sich auf ihre Seite stellen, um "mir bei diesem Kampf zu helfen". Es gehe nicht um eine "erbärmliche Sex-Story", sondern um "Missbrauch".

Laut einem BBC-Bericht muss Andrew inzwischen auch mit Vorladungen rechnen, sollte er wieder in die USA reisen. Die Anwälte von fünf Epstein-Opfern verlangen demnach, dass der Prinz in Gerichtsverhandlungen aussagt.

Affäre Epstein

Der Royal war jahrelang mit dem US-Multimillionär Epstein befreundet und hatte in dessen Haus übernachtet. Der einschlägig vorbestrafte US-Amerikaner Epstein hat sich heuer in Untersuchungshaft das Leben genommen. Ihm wurde vorgeworfen, Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Auch nach Epsteins erstem Gefängnisaufenthalt hatte Andrew den Kontakt zu ihm nicht aufgegeben.

Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit bedauert Kontakt

Indes hat sich am Montag auch Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit zu Wort gemeldet. Sie bedauert einem Medienbericht zufolge ihren Kontakt zum mittlerweile toten US-Multimillionär Epstein. "Ich hätte niemals etwas mit Epstein zu tun gehabt, wenn mir die Schwere seiner Verbrechen bewusst gewesen wäre", teilte die 46-Jährige der norwegischen Zeitung Dagens Näringsliv mit.

"Ich hätte Epsteins Vergangenheit näher untersuchen sollen, und ich bedauere, dass ich das nicht getan habe." Zudem sprach sie Epsteins Opfern ihre "Solidarität" aus. Wie die Zeitung am Montag berichtete, traf Mette-Marit den Geschäftsmann mehrfach 2011 und 2013 in den USA und in Oslo. Zu der Zeit lag bereits ein Schuldspruch und eine abgesessene Haft wegen Missbrauchs hinter ihm.

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