Die exzentrischen Angewohnheiten des Karl Lagerfeld
Er galt als Modezar und Provokateur. "Ich bin eingebildet und exzentrisch" – so hatte sich der im Alter von 85 Jahren verstorbene Karl Lagerfeld einmal in einem Interview mit dem Stern beschrieben. "Kennen Sie den Film 'Das Kabinett des Doktor Caligari'? - Da gibt's den somnambulen Irrenhauspatienten und den Doktor. Ich bin die beiden zusammen."
Exzentrischer Paradiesvogel
Außergewöhnlich waren nicht nur die aufwendig inszenierten Fashionshows des "Chanel"-Chefs. Tatsächlich verstand es der Sohn eines Hamburger Kondensmilch-Fabrikaten wie kein anderer im Fashionbiz, sich als wandelndes Unikum zu inszenieren.
Schon optisch hob er sich hervor. Lagerfelds Markenzeichen war neben seinem weiß gepuderten Pferdeschwanz, den er seit 1976 bis zu seinem Tod beharrlich trug, auch seine dunkle Sonnenbrille, die einen Sehfehler korrigieren sollte.
Bis Anfang der 2000 Jahre präsentierte sich "Karl", der sein tatsächliches Geburtsdatum immer verheimlicht hatte (Anm. nach eigenen Angaben kam Lagerfeld 1935 in Hamburg zur Welt. Als Geburtsjahre kursieren aber auch 1933 und 1938), bei öffentlichen Auftritten zudem mit einem Handfächer. Nach eigener Aussage diente dieser als Abwehrmittel gegen Zigarettenrauch und als Schutz gegen Paparazzi. Seit Mitte der Nullerjahre zeigte sich Lagerfeld dann gerne in halboffenen Autofahrer-Handschuhen und mit engem Stehkragen.
Famose Crash-Diät
Um die Jahrtausendwende machte der 1,78 Meter große Lagerfeld mit seinem radikalen Gewichtsverlust von sich reden. Um die 100 Kilo hatte der Designer zuvor gewogen, bevor er mithilfe des Diät-Arztes Dr. Jean-Claude Houdret 42 Kilogramm in 13 Monaten abnahm.
Lagerfelds sogenannte "3-D-Diät", die aus drei Phasen besteht und als Buch ein Bestseller wurde, setzt auf teure Eiweißshakes, Nahrungsergänzungsmittel und Appetitzügler, die die Aufnahme von Fetten und Zucker im Körper regulieren und den Stoffwechsel regulieren sollen. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem kostspielige Delikatessen wie Hummer, Kaviar und Perlhühner.
Workaholic und Leseratte
Jahrelang hielt der Modemacher sein Wunschgewicht. Lagerfeld galt als Workaholic mit einer hohen Allgemeinbildung - und das, obwohl er nie die Matura gemacht hatte. Seine Privatbibliothek soll ihm zufolge rund 300.000 Bücher umfasst haben. 1999 eröffnete das Mode-Genie, das mit sechs Jahren bereits drei Sprachen sprach, sogar einen eigenen Buchladen in Paris mit dem Namen 7L, benannt nach seiner Adresse in der 7, rue de Lille. Außerdem gündete er einen eigenen Verlag mit dem Namen "LSD" (dazu Lagerfeld: "Weil Lesen ja eine Droge ist"), was für Lagerfeld, Steidl, Druckerei steht.
"Ich würde meine Katze heiraten"
Während er selbst als Leseratte galt, war Lagerfeld unter anderem auch für seine enge Beziehung zu Katze Choupette bekannt. Sein Tier wusste der Modezar zu verwöhnen: Sie hat zwei Nannys und eigene Accounts auf Instagram, Twitter und Facebook.
"Ich würde meine Katze heiraten", sagte Lagerfeld sogar einst gegenüber der Daily Mail. Er bedauerte im Interview, dass die Hochzeit von Mensch und Tier nicht möglich sei. Lagerfeld schwärmte zudem: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals so verlieben könnte."
Die Birma-Katze habe dem Modemacher bereits öfter als Inspiration gedient. So habe er beispielsweise eine kornblumenblaue Kollektion für Chanel entworfen, die der Farbe von Choupettes Augen ähnelt.
Lagerfelds Katze konnte sich so einiges erlauben: Sie aß mit dem Modeschöpfer zu Tisch. "Sie hasst es, alleine auf dem Boden zu essen", erklärte Lagerfeld dem Modeportal WWD.
Auch regelmäßige Maniküren für Choupette standen auf dem Terminkalender. Der Modezar teilte sogar sein Bett mit dem geliebten Tier: "Nachts schläft sie unter einem Kopfkissen im Bett", verriet der Modeschöpfer dem Portal.
Lagerfeld gestand, die Katze wie eine Prinzessin zu behandeln. Der Modezar hatte Choupette von einem Freund übernommen. Was nun aus seinem geliebten Tier werden soll, ist noch nicht bekannt.
Fürstliches Anwesen in Monte Carlo
In Sachen Luxus dürfte es Choupette auch nach dem Tod des Modemachers an nichts mangeln. Zeit seines Lebens unterhielt Lagerfeld, der ein Vermögen von geschätzten 400 Millionen Dollar hinterlässt, Wohnungen in Rom, Vermont und New York.
1986 erstand Lagerfeld zudem ein Anwesen in Monte Carlo. Die Villa am Meer war ein Geschenk von keinem Geringeren als Fürst Rainer von Monaco an den Modemacher, der auch mit Prinzessin Caroline von Monaco eng befreundet war.
Der Fürst hatte das Haus mit der Bedingung, dass Lagerfeld es renovieren sollte, dem Designer als Geschenk übergeben. 14 Millionen Dollar soll der Designer in den Umbau des Schlosses investiert haben. Das Interieur war nicht weniger exzentrisch als Lagerfelds Modegeschmack. Viele Jahre galt das Anwesen, das den Namen "La Vigie" trägt, als sein liebster Rückzugsort.
"Es ist der sicherste Ort auf der Welt", hatte Lagerfeld dem W Magazine 1988 über das Anwesen erzählt. "Keine öffentliche Straße führt hin, man muss zwei Tore passieren, um hinzugelangen. Das Haus hat nicht einmal eine Adresse, also kann mir auch keiner Briefe schreiben."
Porno-Fan und Eremit
Seine Privatsphäre blieb dem gebürtigen Deutschen bis zum Schluss wichtig. Trotz der Social Media Accouts, die Lagerfeld für seine Katze Choupette einrichten ließ, ist er selbst kein Fan von Facebook, Twitter & Co.
"Ich finde, das sind unnötige Indiskretionen", meinte der Designer einmal gegenüber der Zeitschrift Grazia.
Er hingegen liebe das wahre Leben, "im Guten wie im Schlechten". Sein Smartphone benutze er nur, um seine Katze Choupette abzulichten.
So emotional wie mit seiner Katze gab sich Lagerfeld selten. In Beziehungsdingen war der Designer eher ein Einzelgänger. In einem Interview mit Vice verriet er 2011: "Persönlich stehe ich nur auf High-Class Escorts." Er erklärte weiter: "Ich schlafe nicht gerne mit Leuten, die ich liebe. Ich will nicht mit ihnen schlafen, weil der Sex nicht von Dauer ist."
Zuneigung hingegen würde laut dem Modeschöpfer "ewig währen". Lagerfeld fuhr fort: "Ich glaube, dass das gesund ist." Jedoch handle es sich bei dieser Strategie um ein Privileg: "Für die Reichen ist das möglich. Aber der Rest der Welt braucht Pornos", erklärte der Designer. Er "bewundere Porno-Darsteller", verriet der Modezar im Interview mit Vice.