Der Bauer auf dem Königsthron
Von Ute Brühl
Das Geheimnis ist gelüftet. Der jüngste britische Thronfolger hat einen Namen. Offiziell heißt er George Alexander Louis. Die jungen Eltern William und Kate setzten damit auf Tradition. Bereits sechs englische Könige hießen so. Der kleine George könnte der siebente sein. Könnte.
King Louis I. oder King Alexander I. wären weitere Optionen. Denn ein britischer Herrscher kann sich aussuchen, welchen seiner Vornamen er zum Königsnamen macht. George VI. wurde anfangs Albert genannt. Er wollte aber nicht als „Bertie“ auf den Thron und wählte seinen vierten Vornamen. Auch Charles dürfte sich so nennen. Boy George wäre dann King George VIII.
Immer der gleiche Name – das klingt eintönig. Doch bei der Namensgebung geht es Adeligen nicht um Kreativität, sondern um Tradition. Darauf weist Jürgen Udolph vom Zentrum für Namensforschung in Leipzig hin. „In England hat George als Schutzpatron eine besondere Bedeutung.“ Die Kinder nach christlichen Heiligen zu benennen, ist in Europa übrigens seit dem Mittelalter verbreitet. „Die Kindersterblichkeit war hoch und Eltern erhofften sich Schutz von dem entsprechenden Heiligen“, sagt Udolph. „Bis ins frühe Mittelalter waren im deutschen Sprachraum eher germanische Namen wie Heinrich oder Hildebrand gebräuchlich. Da es keinen Nachnamen gab, vererbten Väter Teile ihres Vornamens. Der Sohn von Hildebrand wurde zum Beispiel zu Hagenbrand.“
Bis ins 12. Jahrhundert kam man in Europa mit einem Namen aus. Nachnamen brauchte man als Unterscheidungsmerkmal erst, als die Bevölkerung zunahm.
Orthodox
Als Heiliger beliebt ist Georg vor allem in den orthodoxen Kirchen. Georgios – was so viel wie Bauer oder Landwirt heißt – lebte der Legende nach im 3. Jahrhundert und wurde bekannt als Drachentöter. Dieser alte und doch immer aktuelle Name schmückt nicht nur Royals, sondern auch viele prominente Politiker, Dichter und Künstler. Dem Revolutionär Georges Danton setzte der Literat Georg Büchner ein Denkmal. George Washington war der erste US-Präsident.
Seine Nachfolger George Bush senior und junior erlangten nicht ganz sein Format. Die Künstler George Michael und Boy George haben mit dem Heiligen wohl nur den Namen gemein.