Thomas Gottschalk präsentierte sein Buch in Wien: "Bin ein konservativer Knochen"
Der „Urvater des Herrenwitzes“ (er thematisiert das selbst in seinem Buch) philosophiert in „Ungefiltert – Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann“ übers Gendern, über die Vorteile „des alten weißen Mannes, der ein Klischee bedient und ehrlich davon überzeugt ist, es besser zu wissen. Zumindest weiß er andere ,alte weiße Männer“ hinter und neben sich, die sich nichts Schlechtes bei etwas denken wollen, mit dem sie nichts Schlechtes verbinden“.
Entertainer Thomas Gottschalk schreibt über Influencer, Reality-TV, Gen Z, erwähnt häufig Heidi Klum, Shitstorms (hauptsächlich über die, die über ihn hereingebrochen sind), politische Korrektheit und vieles mehr, was ihn so beschäftigt.
Am Mittwoch war der „Herbstblonde“ mit seinem dritten Buch im Gepäck in der Buchhandlung Thalia Mariahilferstraße und stellte sich nicht nur seinen Fans sondern auch Journalistenfragen.
Er sei froh, dass er manches, was er denke, nicht vor einer Kamera gesagt habe, sondern im stillen Kämmerlein. „Es ist schon richtig, dass die Inhalte heute anders gesehen werden als damals.“ Früher sei das Problem gewesen, dass er zuerst geredet hätte und dann erst gedacht. Heute wäre das anders, „heute denk ich erst und dann sag ich manchmal nix mehr.“
Auf den medialen Gegenwind, der ihm derzeit ganz schön um die Ohren bläst, hat das Entertainer-Urgestein eine humorige Antwort parat.
„Also, du hast ja in meinem Alter mehrere Möglichkeiten in die Schlagzeilen zu kommen, entweder du verstirbst, wozu ich keine Lust hatte, oder du verprügelst deine Partnerin, wozu ich auch keine Lust hatte und wozu meine Partnerin noch weniger Lust hat. Und ich ja nie zu irgendwelchen Mitteln gegriffen habe um, auf Teufel komm raus, in die Schlagzeilen zu kommen. Aber man sieht ja, der Einzige, der mir im Moment die Schlagzeilen streitig macht, ist der Herr Lombardi (Anmerk.: ein deutscher Sänger), der mit seiner Freundin Ärger hat, oder ich bin in Teufels Küche dadurch gekommen, dass ich Dinge gesagt habe, die ich vielleicht gedacht habe und die man heute gar nicht mehr denken darf.“
Ironie würde heute nicht mehr funktionieren. Und gewisse Dinge, die für ihn das Leben lebenswert gemacht hätten, würde es heute auch nicht mehr geben.
„Ich kann kaum Dua Lipa und Ariana Grande auseinanderhalten. Früher wusste ich natürlich noch ob’s Carole King ist oder Suzi Quatro“, sagte er. „Ich bin ein konservativer Knochen und ich sehe das Leben so, wie ich es gelernt habe.“
Übrigens, er wird „nicht mehr in die Arena steigen, was ,Wetten, dass…?’ betrifft“, wie er betonte. „Da müsste man mich schon sehr, sehr bitten.“
Seine deutsche Karriere sei irgendwann abgeschlossen und überhaupt sei Österreich das einzige Land, wo man ihn verstehen würde, wenn er was sagt. Und sowieso hätte er „jedes Glück dieser Welt verdient, finde ich“, sagte er lachend.
In seinem Buch baute Gottschalk jedenfalls schon mal vor und lässt im Vorwort wissen: „Ich werde damit leben müssen, dass vieles, was ich in diesem Buch sage, aus dem Umfeld gerissen wird, in dem ich mich erkläre, und mir als weinerliche Bilanz eines älteren Mannes ausgelegt wird, der am Ende seiner Karriere steht und nichts begriffen hat.“
Seine Wiener Fans nahmen ihm nichts übel, vom Alter her bunt gemischt, war der Raum bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein 20-jähriger Bursch ließ ihn sogar coram publico wissen, dass er sein größter Fan ist.