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Schauspielerin Petra Morzé über Frauenrollen im TV: "Von 50 bis 70 ist Ebbe"

Geboren in Kärnten, aufgewachsen mit sechs Geschwistern im Weinviertel, hat sich Petra Morzé mit 15 aufgemacht und ist von zu Hause ausgezogen, um selbst ihr Geld zu verdienen, u. a. „auch mit Statieren beim Film“. 

So hat die Liebe zur Schauspielerei angefangen. „Ich hab’ gemerkt, es macht mir Freude und es wurde immer mehr zu einer Notwendigkeit, würde ich aus heutiger Sicht sagen“, so Morzé in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

Die ganze Sendung:

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Nach einem Jahr in Tel Aviv (sie war 1985 im sechsten Teil von „Eis am Stiel“ mit dabei) hat sie in Graz an der Universität für Darstellende Kunst studiert „und das so richtig gelernt“. Seitdem ist sie auf der Bühne und vor der Kamera (z. B. als Polly Adler in der gleichnamigen Serie) zu Hause. 

17 Jahre lang hat sie auch am Wiener Burgtheater gespielt, bis sie von einem Tag auf den anderen vom damaligen Direktor Martin Kušej rüde rauskomplimentiert wurde. 

„Sehr zynisch, sehr herablassend. Man ist 17 Jahre an einem Haus und der machoide Intendant sitzt vor dir und sagt in drei Minuten: ,Wenn du überhaupt nicht mehr kannst und bevor du vom Dach runter springst, dann rufst halt an.’ Ich finde, das ist unter aller Kritik, das geht nicht und ich habe von anderen auch viel erfahren, wie rüde und wenig einfühlsam er die Menschen weggeschickt hat. Das zeugt von einem Kleingeist der Sonderklasse.“

Sich Hilfe holen

Das hat auch schwer an ihrer Psyche genagt, ihr Depressionen beschert und sie erzählt, dass sie sich professionelle Hilfe geholt hat. 

„Hilfe holen finde ich das Wichtigste. Ich bin auf einen ganz tollen Arzt gestoßen. Ich habe durch meine Familiengeschichte mir schon früher Therapie geholt. Wenn man diesen Schritt nicht gehen möchte, dann hilft Schreiben. Es hilft, sich mit Freundinnen und Freunden zu treffen. Natürlich kann man dann gerade in dem Moment nicht. Aber es gibt irgendwo einen kleinen Spalt, wo man sagt: Jetzt ruf ich doch an und sag: Kommst du zu mir? Ich glaube, das geht immer. Aber ich halte sehr viel von Therapie und vom sich Hilfe holen, wie sie auch aussieht.“

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Im deutschen TV sind nur acht Prozent der Frauenrollen über 50, ein Umstand, der natürlich auch Morzé, die am 10. Oktober ihren 60er feiert, nicht fremd ist. 

Elisabeth Orth, meine geliebte Kollegin, hat einmal zu mir in der Kantine im Akademietheater gesagt: Petra, von 50 bis 70 ist Ebbe, auch in den Klassikern. Da waren sie entweder tot oder erst mit 80 die typische Großmutter “, erzählt sie.

„Auch wenn ich jetzt Fernsehanstalten sehe, die immer so auf Jung setzen – ich will das ja überhaupt nicht verteufeln. Aber wir, die Boomer – ich werde ja 60 im Oktober, das sind ganz viele Menschen. Und wo sehen sich dann vor allem diese Frauen abgebildet?“, fragt sie.

„Ich würde nicht gerne Geschichten sehen, wo die ältere Frau für eine jüngere verlassen wird. Auch diese Erzählungen, die Narrative, die sich ewig ähneln. “

Es würde da aber auch schon eine Gegenbewegung geben, was auch mit vermehrt weiblichen Regisseurinnen zu tun hätte.

Ab heute, Sonntag, ist Morzé jedenfalls gemeinsam mit Sona MacDonald, Sigrid Hauser und Angelika Hager in der Wiederaufnahme von „Knietief im Glamour“ im Wiener Rabenhof zu sehen – ein Stück, das sich humorig mit jeglichen Arten von Krisen beschäftigt.

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Rumpelstilzchen

Aber wann bekommt Petra Morzé so richtig die Krise? „Ich kann dir sagen, jeden Tag mindestens zehnmal“, meint sie lachend. „Wobei, meine Kinder haben auch gesagt: ,Mama, wenn der Hut brennt, dann wirst du ganz ruhig.’“ Kleinigkeiten hätten sie aber schon immer recht schnell aus der Fassung gebracht.

„Natürlich, ich war alleinerziehend und dann der Beruf. Jetzt im Nachhinein weiß ich gar nicht, wie ich das alles geschafft habe. Klar, man war jünger. Man zahlt ja dann auch Tribut von der Erschöpfung. Es braucht sehr lange, bis man zu sich selbst gut wird. Das ist der Preis, vor allem bei Frauen. Als es noch Videorekorder gab, bin ich ausgezuckt, wenn ich die Taste nicht gefunden habe. Also so richtig ein Rumpelstilzchen. Ich war dann ruhiger in anderen Situationen, denn die Kinder sind dann doch mal im Unfallkrankenhaus und da war immer eher Ruhe.“ 

Tochter Merle studiert in Hamburg Filmregie und Sohn Simon (z. B.: „Schnell ermittelt“, „Der Trafikant“ oder „Der Fuchs“), der mit neun Jahren das erste Mal vor der Kamera gestanden ist, hat ebenfalls Regie studiert, konzentriert sich jetzt aber wieder auf seine Schauspielkarriere.

„Vielleicht ist es nicht so ein kluger Satz, aber ich hab ihnen tatsächlich gesagt: Macht das, was ihr spürt und wollt. Wenn es läuft, läuft es, da ist es nicht das Problem, sondern die Durststrecken sind es. Wenn ihr die durchhaltet, dann stimmt das für euch“, sagt die Schauspielerin. 

Bei Durststrecken sei die Frage, „was hab ich für ein geistiges Standing, das mental auch durchzuhalten schlichtweg und nicht zu verzweifeln. Ich war ein bissl schockiert, wie viele Substanzen und Alkohol bei Schauspielerinnen und Schauspielern da sind, um das durchzuhalten. Da hab ich mir schon gedacht: Gott sei Dank hast du das nicht gebraucht.“

Kinofilm

Am 9. November ist Morzé im Wiener Theater Akzent mit „Ich bin der Vogel, den sein Nest beschmutzt („Karl Kraus meinte da das Nest, das ihn selbst als Vogel sozusagen beschmutzt.“) zu sehen und sie bereiten sich gerade auf Dreharbeiten für einen Kinofilm vor, „der sehr wichtig und berührend wird. Aber über den darf ich noch nicht so viel verraten. Aber ein sehr wichtiges Projekt nach einer wahren Begebenheit.“

Warum sich Petra Morzé mehr Frauensolidarität wünschen würde und noch viel mehr, sehen Sie im Video oben.