Neustart in London: Ballerina Natascha Mair hat Wiener Staatsballett verlassen
Arabesque, Balancé oder Chassé sind für die österreichische Ballerina Natascha Mair (25) keine Fremdwörter, sondern bestimmen seit früher Jugend ihre Welt. Denn die gebürtige Wienerin tauschte schon im zarten Alter von sieben Jahren ihre Kinderschuhe gegen Spitzenschuhe. Damals startete sie ihren Unterricht an der Ballettschule der Wiener Staatsoper. Seit 2012 tanzte sie dann im Ensemble des Wiener Staatsballetts, 2018 wurde sie zur ersten Solotänzerin ernannt.
Jetzt ist es für sie an der Zeit weiterzuziehen – und zwar zum English National Ballet nach London. Auch dort ist sie Solistin. Doch warum hat sich Natascha genau jetzt dazu entschlossen, dem Staatsballett den Rücken zu kehren? Das hat mit dem Wechsel des Ballettdirektors zu tun, denn seit September dieses Jahres ist ja Martin Schläpfer der Chef des Wiener Staatsballetts.
„Ich wollte schon seit Langem in ein anderes Land, um mich weiterzuentwickeln. Mit Manuel Legris (er wechselt ja an die Mailänder Scala) als Direktor ist es so gut gelaufen, dass es sich jedes Jahr verschoben hat und ich mich schlussendlich entschloss, bis zum Ende seiner Amtszeit als Direktor in Wien zu bleiben“, erzählt Natascha Mair dem KURIER.
Sentimental wirft sie aber noch einmal einen Blick zurück auf ihre bisherige tänzerische Karriere. "Jedes Jahr hatte so viele Höhepunkte. Aber natürlich war es ein Riesen-Highlight als ich von Manuel Legris und Dominique Meyer (der ehemalige Staatsoperndirektor, nun ebenfalls an der Mailänder Scala) nach 'Nussknacker’ auf der Bühne zur ersten Solistin ernannt wurde.“
Die Primaballerina befindet sich nun seit ungefähr einem Monat in der britischen Hauptstadt und bekam auch dort schon die Corona-Maßnahmen zu spüren.
"Ich kann erst seit drei Wochen hier arbeiten. Davor war ich zwei Wochen in Quarantäne.“ Und auch das Ballett-Training läuft unter ei-nem ganz strengen Sicherheitskonzept ab. "Glücklicherweise können wir proben, aber wir haben sehr viele Maßnahmen, an die wir uns halten müssen. Wir trainieren in Bubbles (Kleingruppen), sodass wir nur mit wenigen anderen Kontakt haben. Das Tragen von Masken und das ständige Desinfizieren gehören da zum Alltag“, schildert Natascha, gibt sich aber sehr erleichtert darüber, überhaupt arbeiten zu dürfen. Momentan wird gerade fleißig für den "Nussknacker“ trainiert.
Und auch sonst gibt es für die junge Österreicherin viel zu entdecken in London: "Ich war immer schon jemand, der mehr Fernweh als Heimweh hatte. Aber ich vermisse natürlich meine Familie und meine Freunde, doch heutzutage ist es einfach, mit Video-Telefonie den Kontakt aufrecht zu erhalten. Und fad wird mir sicher nicht. Ich finde, jeder Stadtteil hat etwas Besonderes. Covent Garden zum Beispiel oder auch die vielen Parks.“
Für ihre Zukunft wünscht sich Mair, dass "ich von Tamara Roja (künstlerische Leiterin des English National Ballett) und ihrem Team viel lernen kann. Ich seh’ schon jetzt, dass ich mich hier weiterentwickeln kann. Und außerdem freue ich mich schon auf alle neuen Rollen und vor allem auf zukünftige Tourneen.“