Musicalstar Mark Seibert: Rückkehr nach Wien und "Belastungsprobe für Beziehung"
Ob Vampirgraf, Tod oder jetzt eben Witwer mit einem dunklen Geheimnis – der deutsche Musicalstar Mark Seibert (43) schlüpft mit Leichtigkeit von einer Rolle in die nächste und spielt ab 22. September Maxim de Winter in „Rebecca“ im Raimund Theater. Zwischen den Proben traf ihn der KURIER am Dachboden des Wiener Hotels "25hours" zum Gespräch.
"Es ist sehr entspannt und ich glaube sogar fast jetzt schon sagen zu können, dass auch die Endproben relativ entspannt laufen werden. Da gibt es auch ganz andere Produktionen, wo man wirklich im Vollstress ist von Anfang bis Ende."
Musical-Krimi
Für die neue Saison hat man sich mit „Rebecca“ ja etwas Besonderes überlegt. "Man kann fast sagen, es ist ein Musical-Krimi. Es geht darum, dass der Mordfall um die besagte Rebecca gelöst wird, die aber nie im Stück vorkommt. Da spielt meine Figur keine unbedeutende Rolle. Es ist ja meine Ex-Frau und es ist damit eine Portion Spannung dabei und wie in jedem Musical auch eine Liebesgeschichte", so Seibert.
Sobald er eine neue Rolle bekommt, beschäftigt er sich zuerst einmal eingehend mit dem Textbuch. "Dann ist es die Aufgabe eines Schauspielers, mit ein bisschen Fantasie, sich diese Figur selber zusammenzubauen. Wie stelle ich ihn mir vor? Und ganz wichtig, Dinge, die vor der eigentlichen Geschichte stattgefunden haben, um dem Ganzen einen runden Charakter zu geben. Für mich ist die Rolle relativ greifbar und klar, schon allein vom Lesen her."
Das Stück bringt den gebürtigen Frankfurter auch wieder zurück in seine Wahlheimat Wien. "Ich bin dieser Stadt immer wieder treu und die Stadt ist mir treu. Wir finden immer wieder zueinander. Es ist ein bisschen so etwas wie Nachhausekommen."
Direkt in der österreichischen Hauptstadt wohnt der Musicaldarsteller aber nicht mehr, da er im Mai 2021 in die Rolle seines Lebens schlüpfte. Seine Lebensgefährtin Sabrina Auer und er wurden Eltern des kleinen Lio. "Wir sind nach Niederösterreich gezogen, weil es für den Kleinen einfach besser ist. Ich glaube, eine Kleinstadt ist eher das, wo ich mich mit Kind sehe, weil ich selbst vor den Toren von Frankfurt aufgewachsen bin."
In seinem Vater-Dasein geht er übrigens voll auf. "Es ist auch das, was ich immer wollte und das, was mir irgendwie gefehlt hat. Ich habe aber auch lange genug gewartet, ich bin ja keine 23 mehr. Insofern habe ich auch die Zeit als Nicht-Vater lange genug ausgekostet", schmunzelte er.
Belastungsprobe
Dennoch sei es nicht immer ganz einfach. "Es ist eine schöne Aufgabe und Verantwortung, die ich gerne übernehme. Aber natürlich muss man sagen, ist es zeitmäßig gesehen, eine neue Herausforderung, auch für die Beziehung. Es ist eine Belastungsprobe, aber wenn man Kinder möchte, muss man da durch."
Und das schaffen beide Elternteile ganz gut, wie Mark Seibert erzählt. "Wir haben das von Anfang an ziemlich gut aufgeteilt. Egal ob Füttern, Wickeln oder ins Bett bringen - das decke ich alles ab, aber natürlich verbringt meine Lebensgefährtin viel mehr Zeit mit ihm, weil ich beruflich viel unterwegs bin."
Die einzige Sache, die der Musicalstar in seiner Karriere anders machen würde, wäre, seinem Beruf nicht gar so viel nachzureisen. "Dadurch habe ich ein bisschen verpasst, Wurzeln zu schlagen. Da beneide ich Leute schon, die seit 15 Jahren im selben Haus, in derselben Wohnung leben und sich da etwas aufgebaut haben. Vielleicht würde ich jetzt sagen: 'Lass einen Job aus, ich fühle mich hier in der Stadt wohl, ich hab meinen Freundeskreis und warte, bis der nächste Job hier in der Stadt kommt'. Ich denke mir aber auch, dass wir uns unbewusst das Leben aussuchen, das zu uns passt."
Und sobald sich der Vorhang hebt, sind ohnehin alle Zweifel vergessen: "Die Energie vom Publikum ist so groß."