Spieleverderber Corona? Wie ÖSV-Jungstar Kramer noch zu Olympia kommt
Von Christoph Geiler
Am Samstagnachmittag war die Welt von Sara Marita Kramer noch in bester Ordnung. Da bejubelte die Salzburgerin in Willingen ihren sechsten Saisonsieg, sie freute sich über die Führung im Weltcup und die Formbestätigung vor der Abreise nach China – die Winterspiele in Peking konnten kommen.
Wenige Stunden nach ihrem 14. Weltcupsieg ereilte Kramer die Nachricht, dass sie einen positiven Coronatest abgegeben hat. Und mit einem Schlag lösten sich all die Träume und Hoffnungen der 20-Jährigen in Luft auf. Härter kann man nicht von Wolke sieben auf dem Boden der Realität aufschlagen.
Wettlauf mit der Zeit
Falls sich nicht noch herausstellen sollte, dass Kramers Test in Willingen nicht mit deutscher Gründlichkeit durchgeführt wurde; falls kein kleines medizinisches Wunder passiert; falls ihr CT-Wert nicht in Windeseile die geforderte Norm von 35 übersteigt, dann wird es verdammt eng mit einem Start der besten Skispringerin bei Olympia. Denn bereits am Samstag findet in Peking der Bewerb auf der Normalschanze statt.
„Das ist extrem bitter“, sagt Mario Stecher. Nach dem ersten Schock kam beim Nordischen Direktor des ÖSV sofort wieder die Kämpfernatur durch. „Wir werden alles unternehmen, dass die Sara doch noch zu Olympia kommt“, versichert Stecher. „Und wenn wir sie am Freitag einfliegen lassen. Dann könnte sie am Samstag noch mitspringen.“
Voraussetzung dafür wären vier negative Corona-Tests in Folge. Das würde der 20-Jährigen die Tür zu Olympia noch öffnen. Stechers Hoffnung. "Ihr CT-Wert ist klar über 30." In Österreich würde Kramer damit als genesen gelten. Die chinesichen Behörden verlangen einen Wert von 35 und mehr.
Positiver Test in China
Ein Ausfall der Seriensiegerin wäre ein herber Verlust für das Skisprung-Team. Aber daran denkt Stecher im Moment nicht, er fühlt vor allem mit der 20-Jährigen mit, die in Maria Alm sitzt und darauf hofft, dass die nächsten vier Tests negativ ausfallen. „Sie hat sich an alles gehalten und sogar immer eine FFP3-Maske getragen – dann passiert so etwas.“
Iraschko-Stolz gibt grünes Licht
Die Infektion der Nummer eins wirbelt alle Reisepläne durcheinander. Am Montag geht’s vorerst nur für Daniela Iraschko-Stolz nach China. Die 38-Jährige gab nach einem letzten Fitnesstest grünes Licht für eine Teilnahme an den Winterspielen. Zuletzt hatte die Weltmeisterin von 2011 über körperliche Probleme geklagt.
Eva Pinkelnig und Jacqueline Seifriedsberger, die zusammen mit Sara Marita Kramer in Willingen waren, haben die Flüge auf Dienstag vorsorglich verschoben, die Trainer, die direkten Kontakt zu Kramer hatten, reisen erst am Mittwoch an – immer einen negativen Covid-Test vorausgesetzt.
Dass es einen auch in China und nach längst überstandener Corona-Infektion erwischen kann, zeigt der Fall Markus Sammer. Der Bob-Anschieber war hierzulande regelmäßig negativ getestet worden, bei der Ankunft in Peking war er auf einmal wieder positiv. Sammer wurde von den Behörden auf Eis gelegt und befindet sich seither in Quarantäne.