"ÖSV in gute Zukunft führen": Götschl kandidiert als Präsidentin
Im Rennen um die Nachfolge von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bewirbt sich nun überraschend auch Renate Götschl. Das wurde am Sonntag aus dem Umkreis der ehemaligen Skirennläuferin und mehrfachen Weltmeisterin bekannt.
"Ich habe mich entschlossen, für die Funktion der ÖSV-Präsidentin zu kandidieren. Ich habe mir das sehr lang und reiflich überlegt, mit meiner Familie abgeklärt und traue mir zu, den ÖSV in eine gute Zukunft zu führen", verlautete Götschl am Sonntag. Sie habe auch bereits ihren Landespräsidenten, das Präsidium sowie Schröcksnadel über ihren Entschluss informiert und hoffe auf deren Unterstützung.
Im ORF-"Sport" bekräftigte Götschl: "Das ist einfach eine neue Herausforderung für mich. Wo ich mit Herz dabei bin, wofür mein Herz, was den gesamten Sport auf dem Schnee betrifft, schlägt."
Die 45-jährige Steirerin soll vom Steirischen Skiverband, wo sie seit mehreren Jahren Vizepräsidentin ist, nominiert werden. Schröcksnadel scheidet nach 31 Jahren aus dem Amt aus, die Bekanntgabe des oder der Nachfolgerin erfolgt Ende Juni.
Konkurrentin für Walchhofer
Zuvor waren der ehemalige Rennläufer Michael Walchhofer aus Salzburg sowie Michael Huber vom Kitzbüheler Ski Club als Kandidaten bekannt geworden. Huber hat mittlerweile aber zurückgezogen. Die Nominierung der zweifachen Mutter Götschl kommt doch etwas überraschend. Allerdings ist die einstige "Speed Queen" aus Obdach (46 Einzelweltcupsiege, 24 in der Abfahrt) schon seit Jahren im steirischen Skiverband tätig und bringt sich dort stark ein, vor allem für den Nachwuchs. Götschls Töchter fahren begeistert Skirennen.
Götschl ist nicht die einzige Frau, die sich derzeit um ein hohes Funktionärsamt im Schneesportbereich bemüht. Mit der Britin Sarah Lewis bewirbt sich auch die ehemalige Generalsekretärin des Internationalen Skiverbandes (FIS) um die Präsidentinnen-Position. Lewis kann ebenfalls im Juni damit erste weibliche FIS-Präsidentin werden.
"Keine Gegenkandidatur"
"Ich sehe mein Antreten nicht als Gegenkandidatur zu Michael Walchhofer oder vielleicht auch anderen, sondern als gesunden demokratischen Wettbewerb", stellte Götschl klar. "Die Entscheidung werden die Landespräsidenten im Juni fällen. Bis dahin werde ich Überzeugungsarbeit leisten."
Ihr liegt besonders die Förderung und Nachwuchsarbeit der Kinder und Jugendlichen am Herzen. Hier wolle sie neue Akzente setzen. "Ich will, dass unsere Athletinnen und Athleten starke Persönlichkeiten sind, als Voraussetzung für Spitzenleistungen."
"Gleichstellung der Sportlerinnen"
Laut Götschl ist der ÖSV bestens aufgestellt, bestehe der Profibereich aus einem Top-Team. "Wichtig ist mir auch die Gleichstellung der Sportlerinnen, auch was Budgetaufteilung und Preisgelder betrifft", betonte die einstige Weltcup-Gesamtsiegerin. "Ich bringe viel Erfahrung aus meiner eigenen Sportkarriere mit und habe mich in den letzten Jahren sehr im steirischen Skiverband um die Nachwuchsarbeit gekümmert."
Schröcksnadel habe den ÖSV zu einem der besten Sportverbände gemacht, betonte Götschl. "Darauf will ich aufbauen mit den Mitarbeitern, den Betreuern und den Partnern."
"Speed Queen" aus der Steiermark
Götschl galt in ihrer aktiven Zeit als "Speed Queen". Die elffache Medaillen-Gewinnerin (9 WM, 2 Olympia) und dreifache Weltmeisterin feierte 41 Weltcupsiege in Speed-Disziplinen und gewann wie Franz Klammer fünf Mal die Abfahrts-Gesamtwertung. Im Jahr 2000 holte die zweifache Sportlerin des Jahres auch die Große Kristallkugel für den Gewinn der Weltcup-Gesamtwertung. 2009 beendete sie ihre Karriere, nachdem sie zum ersten Mal schwanger wurde. Götschl ist Mutter zweier Töchter und verheiratet.
Mit ihren insgesamt 46 Weltcup-Siegen liegt sie in der ewigen Bestenliste als Fünfte hinter Lindsey Vonn (82), Mikaela Shiffrin (69), Annemarie Moser-Pröll (62) und Vreni Schneider (55). In der Abfahrtsdisziplin belegt sie mit 24 Weltcupsiegen hinter Vonn (43) und Moser-Pröll (36) Rang drei.
Die am 6. August 1975 in Judenburg geborene Götschl ist die Jüngste aus dem von Michaela Dorfmeister und Alexandra Meissnitzer ergänzten "Golden-Girl-Trio", das in den 1990er und 2000er-Jahren serienweise Siege und Medaillen für den ÖSV einfuhr.