Alter Trainer, neues Glück: Schlierenzauer macht weiter
Von Christoph Geiler
Es war lange still um Gregor Schlierenzauer. So verdächtig still, dass manche bereits mutmaßten, der Rekordspringer im Skiweltcup würde womöglich seine Karriere beenden. Nachdem er in den vergangenen Monaten und Jahren praktisch nur mehr sportliche Demütigungen und Rückschläge erlebt hatte, die in der Nichtnominierung für die Heim-WM in Seefeld gipfelten. "Ich habe mir alles ganz anders vorgestellt und brauche Zeit zum Nachdenken", hatte Schlierenzauer im März erklärt.
Zwei Monate später hat der Stubaier seinen Entschluss gefasst. So will er nicht von der Skisprungbühne abtreten. Der 29-Jährige setzt seine Laufbahn nicht nur fort, er erfindet sich - zum wiederholten Male - neu. Diesmal lautet sein Motto "Zurück in die Zukunft.", denn auf dem Weg zu alter Stärke soll ihm sein alter Mentor helfen. Werner Schuster, zuletzt mehr als ein Jahrzehnt der Erfolgscoach der deutschen Skispringer, wird Schlierenzauer beratend zur Seite stehen. Schuster war einer der Förderer von Schlierenzauer im Skigymnasium Stams
"Der Skisprungsport bedeutet mir trotz der mageren letzten Jahre nach wie vor extrem viel – umso mehr freue ich mich über das Vertrauen seitens des ÖSV und bin über den gemeinsamen Weg sehr dankbar. Die Rolle von Werner Schuster ist mit dem Verband klar abgesprochen, das Miteinander und der Austausch stehen über allem. Mit der Unterstützung von Werner schließt sich für mich ein Kreis – er war eine Schlüsselfigur als Trainer, wir hatten und haben ein super Verhältnis. Der Weg zurück wird definitiv kein einfacher, zumal der Skisprungsport noch um ein Stück sensibler geworden ist und die Dichte richtig groß ist. Ich gehe die Herausforderung mit viel Respekt, Zuversicht und großer Motivation an", sagte Schlierenzauer.
"Wichtig ist, dass der Hunger da ist"
Schuster selbst erklärte gegenüber der APA, das Engagement bei Schlierenzauer lasse sich gut mit seinen Plänen verbinden. Er wolle sich nach zwölfjähriger Tätigkeit im DSV ein Jahr ohne Fixjob mit großer Verantwortung gönnen, Vorträge halten und auch einige Schulstunden in Stams halten.
Der Coach des Olympiasiegerteams von Sotschi 2014 will Schlierenzauer im athletischen und im technischen Bereich zur Seite stehen. Bei Beobachtung von Sprüngen Schlierenzauers habe er schon "markante Fehler" gesehen, sagte Schuster, sieht aber die Voraussetzungen für eine Rückkehr an die Spitze gegeben. "Er ist erst 29, wirkt sehr motiviert und glaubhaft, dass er die Energie aufbringen will. Wichtig ist, dass der Hunger da ist", betonte Schuster und erinnerte daran, dass er zu Beginn seiner DSV-Tätigkeit Martin Schmitt nach dessen sechsjähriger Durststrecke wieder nach vorne geführt hatte.
Das soll nun auch mit Schlierenzauer gelingen. "Es geht sicher nicht von heute auf morgen und man sollte nicht von Seriensiegen ausgehen", betonte Schuster. Ziel sei es vorerst, dass sich der Stubaier in den Top Ten etabliere.