Freudentränen bei Liensberger: "Ich hatte auch Tiefschläge"
Die Siegerehrung nach dem Gewinn ihrer ersten Slalom-Kugel im alpinen Ski-Weltcup war bewegend für Katharina Liensberger. „Ich habe Freudentränen gehabt. Es ist schon sehr emotional das Ganze, wenn man für etwas so lange arbeitet und oft auch Tiefschläge und Rückschläge kriegt“, sagte die 23-Jährige am Samstag. Ihre Konkurrentinnen überhäuften sie mit Lob, etwa Petra Vlhova: „Sie ist die beste Slalomfahrerin der Welt. Ich habe keine Worte.“
„Es war für mich nicht immer leicht. Aber doch habe ich nie die Hoffnung aufgegeben und immer daran geglaubt, dass irgendwann alles zurückkommt im Leben“, sagte Liensberger und erinnerte an die Saison 20019/20, die mit einem Materialstreit begann. Heuer stand sie in den neun Rennen achtmal auf dem Podest. Viermal musste sie sich mit Platz zwei zufriedengeben. In Semmering fehlten ihr Ende Dezember elf Hundertstelsekunden auf den Sieg, in Zagreb sogar nur fünf.
Bei den Weltmeisterschaften in Cortina d'Ampezzo schlug sie dann zu - und das gleich doppelt: Gold im Slalom und unter kuriosen Umständen im Parallel-Einzel. „Die WM war vielleicht auch ein bisschen überraschend für manche, weil es nur ein einziges Rennen, ein einziger Tag ist“, erklärte sie. „Oft könnte man meinen, ab und zu gibt es gute Tage, ab und zu gibt es nicht so gute Tage. Aber schlussendlich zeigt die Slalom-Kristallkugel jeden Tag von einer Saison. Das ist das, auf das ich hingearbeitet habe. Dass ich so stark abschließen kann, ist bezaubernd.“
Die Kugel spiegle „das große Ganze“ wider. „Die Konstanz und die Ausdauer, das Durchhaltevermögen, das zeigt sich auf jeden Fall, weil es einfach über einen längeren Zeitraum ist“, sagte die Vorarlbergerin in Lenzerheide. Auch Mikaela Shiffrin, dieses Jahr Zweite im Slalom-Weltcup, unterstrich dies. „Sie hat eine außergewöhnliche Konstanz und ihr höchstes Level ist das höchste von allen. Es ist unglaublich verdient, dass sie in diesem Jahr die Kugel gewinnt“, urteilte die US-Amerikanerin und ergänzte: „Es ist wirklich toll, ihr Skifahren im Moment zu sehen.“
"Mentale Stärke"
Damen-Rennsportleiter Christian Mitter verwies auf die mentale Stärke der Göfnerin. „Das ist schon imponierend, jetzt wieder - ähnlich wie bei der WM - im zweiten Durchgang einen draufzusetzen“, sagte der Steirer. „Sie möchte keine Zeit an irgendwelche unwichtige Sachen verschwenden, sondern arbeitet an der Essenz des Skifahrens. Das machen viele andere auch, aber sie bringt es halt dann auf den Punkt.“
Keine Eile hat Liensberger bei einem noch größeren Traum: Gesamtweltcup. Um eine reelle Chance zu haben, müsste sie wohl auch Super-G und Abfahrt in ihr Programm aufnehmen, das „soll kommen, wenn der richtige Zeitpunkt ist“.