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Formel-1-Manager Martin Reiss: Das ist der neue Capitals-Präsident

Gut Ding braucht Weile, besagt eine alte Volksweisheit. So ist es auch bei den spusu Vienna Capitals

Der Wiener Eishockeyklub hat mit Martin Reiss (68) einen neuen Präsidenten und somit einen Nachfolger für Hans Schmid, der den Klub kurz nach der Klubgründung 2001 und in einer sehr turbulenten Phase übernommen, gerettet und zu zwei Meistertitel geführt hatte. Schmid bleibt mit seinen Firmen dem Verein als Sponsor treu. "Ich habe ihm gesagt, er soll mein Pate bleiben", sagt Reiss.

In den letzten Monaten haben die beiden Geschäftsführer Lukas Garhofer und Patrick Wondra nicht nur die Finanzierung auf neue Beine gestellt, sondern auch den Klub neu strukturiert. Franz Kalla zieht sich nach 16 Jahren aus dem operativen Geschäft zurück, bleibt aber Vizepräsident und wird den Klub bei Ligasitzungen vertreten. Sportlicher Leiter ist wie bekannt Ex-Spieler Christian Dolezal.

Mischung aus Tschechien und der Schweiz

Der neue Vorstand besteht aus Präsident Martin Reiss, den Vizepräsidenten Franz Kalla und Philipp Felsinger, der lange Zeit als Favorit für das Präsidentenamt gegolten hatte. Vorstandssprecher ist Stefan Braun, langjähriger Fans des Klubs und hauptberuflich bei der ÖBB. 

Martin Reiss ist für die Capitals besonders interessant: geboren im Land von Weltmeister Tschechien, berufliche Karriere im Land von Vizeweltmeister Schweiz. Einen Namen in der Sportwelt hat sich der PR-Unternehmer als Manager in der Formel 1 gemacht. Unter anderen hatte er die Piloten Kevin Magnussen und Romain Grosjean unter Vertrag.

Bei den Vienna Capitals war Reiss ebenfalls schon tätig. Im Vorjahr war er mit seinem Unternehmen MindMaze Labs als Einzelsponsor bei Teamspieler Dominique Heinrich engagiert.

Klare Worte des neuen Präsidenten

Bei seiner Präsentation am Donnerstag in Kagran gab Reiss zu: "Ich wollte nie Präsident werden. Ich habe vor einigen Jahren eines meiner Büros in Wien eröffnet und angefangen, diese Stadt zu lieben. Meine Frau ist aus Ungarn. Wenn ich mich irgendwo wohlfühle, dann möchte ich ein kleines Dankeschön zurückgeben."

"Ich arbeite nicht mehr für Geld"

Über die Freundschaft zu Bernie Ecclestone sammelte er schon Vereinserfahrung bei den Queens Park Rangers und bei Slavia Prag. Von der Arbeit der neuen Capitals-Geschäftsführer war Reiss schnell angetan. "Ich habe sofort gemerkt, dass sie an neuen Ideen arbeiten. Bei Rapid und Austria habe ich keine so guten Erfahrungen gemacht." Ein großes Sponsorprojekt mit einem Weltkonzern scheiterte beim Stadionbau von Rapid ebenso wie ein Projekt in Favoriten. Mit 68 Jahren könne es sich Reiss leisten, "Nicht mehr für Geld sondern nur zum Spaß zu arbeiten. Ich habe sehr viel Glück gehabt in meinem Leben. Viele Leute, mit denen ich Geschäfte gemacht habe, sind meine Freunde geworden." 

Seine Ziele bei den Capitals? "Ich möchte, dass man in fünf Jahren sagt 'wow. Es ist toll, was ihr auf die Beine gestellt habt. Abgesehen vom Sportlichen.'" Ein Beispiel: Reiss kann sich vorstellen, Sponsoren für ein internationales Nachwuchsprojekt zu finden, die bereit sind, 10-12 Millionen Euro zu investieren. DSer Wiener Nachwuchs würden davon auch profitieren.

Geschockt ist Reiss aber, was die Rahmenbedingungen betrifft, wie etwas die Vermarktung des gesamten österreichischen Eishockeys. "Wenn ich mir die Zahlen ansehe, dann muss ich annehmen, dass das jemand nicht kann. Es kann nicht sein, dass Klubs weniger aus der Liga-Vermarktung lukrieren als  Schweizer Drittligisten."