Sport/Wintersport

Hauke & Baldauf: "Unsere Trainer ahnten nichts"

"In unserem Leben hat ein Cut stattgefunden, wir müssen völlig neu beginnen", zieht Max Hauke eine Woche nach der Doping-Razzia von Seefeld eine ernüchternde Bilanz. Im Interview mit der Kronen Zeitung äußern sich Hauke und sein ebenfalls des Blutdopings überfühter Langlauf-Kollege Dominik Baldauf erstmals seit der Verhaftung.

"Zu dopen war der größte Fehler meines Lebens", gibt Baldauf zu. Hauke ergänzt: "Nach dem ersten Schock war ich sogar erleichtert, dass alles herausgekommen ist. Zu lügen ist kein schönes Gefühl." Baldauf nimmt aber auch die Teamkollegen und Betreuer in Schutz: "Unsere Trainer und Kollegen ahnten nichts."

"Wer auffliegt, muss ein Trottel sein"

Angefangen haben die beiden laut eigener Aussage erst im Vorjahr. "Im Sommer 2018 ließen wir uns Blut abnehmen", berichtet Baldauf. "Vor den Wettkämpfen im Winter wurde es uns wieder injiziert." Die zeitliche Einordnung der beiden widerspricht allerdings jener des leitenden Ermittlers Dieter Csefan. Ihm zufolge bestehe schon seit Jahren Kontakt zwischen dem Langlauf-Duo und dem deutschen Sportmediziner.

Alles sei laut Hauke "extrem professionell organisiert" gewesen, mit dem Erfurter Arzt Mark S. wurde über Pre-Paid-Handys kommunziert. Die Einstiche versteckten die beiden mit langärmligen Shirts. Seither führten die beiden ein "perfektes Doppelleben", so Hauke. "Im Nachhinein bin ich schockiert darüber, wie gut es mir gelang, meine Taten vor mir selbst zu beschönigen und sie zu verdrängen."

Die Angst vor dem Auffliegen sei zwar da gewesen, zumindest Baldauf fühlte sich aber "völlig sicher". Hauke wurde nach den Rennen nie kontrolliert, Baldauf nur ein einziges Mal. Der Test war negativ. "Es reicht, nach dem Rennen ein Glas Salzwasser zu trinken, dadurch wird das Blut so stark verdünnt, dass die Werte normal sind. Wer beim Blutdoping bei einem normalen Check auffliegt, muss ein Trottel sein."

Teure Dienste

Als Trottel wurden die beiden auch von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bezeichnet. "Zu Recht", sieht Hauke ein, und Baldauf stimmt zu: "Wir haben so viel kaputt gemacht und entschuldigen uns dafür. Wir bereuen zutiefst, dass wir gedopt haben." Zumal der Erfolg nur mäßig war: "Es gab Rennen, bei denen wir - trotz Doping - schlecht abschnitten", so Hauke. Auch finanziell sei "das alles sowieso ein Wahnsinn" gewesen, erklärt Baldauf. "Wir mussten eisern sparen. Die Dienste der Organisation waren sehr teuer."

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Den Kontakt zum Erfurter Doping-Arzt soll der am Dienstag vorläufig festgenommene Johannes Dürr hergestellt haben. Baldauf traf den 2014 wegen Dopings gesperrten Dürr 2016 in Wien. "Wir arbeiteten beide beim Zoll in Wien und gingen manchmal miteinander trainieren", so Baldauf. Dabei sei auch das Langlaufen und die stagnierenden Leistungen des Duos ein Thema gewesen. Dürr soll daraufhin den Kontakt zum Doping-Arzt hergestellt haben.

Das Kapitel Spitzensport ist für Hauke und Baldauf Geschichte. Für die Zukunft haben die beiden andere Pläne. "Ich weiß, es klingt in meiner Situation komisch, aber ich will unbedingt Medizin studieren", so Hauke. Baldauf hingegen hofft, dass er seine Polizei-Ausbildung fortsetzen darf. "Mein Traum ist nämlich, Kriminalbeamter zu werden."